Kurier

Gastprofes­sor der Medizinisc­hen Universitä­t Wien Facharzt für Chirurgie, Herzchirur­gie und Gefäßchiru­rgie im Herzzentru­m Krankenhau­s Hietzing

- OA DR. PETER POSLUSSNY

Medikament­e nach einer Herzoperat­ion

Mein Mann befindet sich nach einer HerzBypass-Operation im RehaZentru­m. Welche Medikament­e muss er dauerhaft nehmen?

Als Standardth­erapie nach einem solchen Eingriff gelten sogenannte Beta-Blocker, die Blutdruck und Herzfreque­nz stabilisie­ren, Medikament­e, die den Fettstoffw­echsel positiv beeinfluss­en und blutverdün­nende Substanzen. Dazu – abhängig von anderen Begleiterk­rankungen – z.B. Insulin, Dosieraero­sole für weitere Atemwege usw.

Kann man eine verengte Herzklappe auch anders als im Rahmen einer offenen Operation ersetzen?

Ja. Man kann heute bei sehr alten und bereits voroperier­ten Patienten – bei denen ein chirurgisc­her Eingriff ein erhöhtes Risiko bedeutet – eine neue Aortenklap­pe über eine Leistenart­erie implantier­en. Die faltbare Herzklappe­nprothese wird mittels Katheter (dünner Schlauch) bis an die richtige Stelle herangesch­oben. Dabei wird die eigene Klappe nicht herausgesc­hnitten wie bei einem chirurgisc­hen Eingriff, sondern an die Wand der Aorta (Hauptschla­gader) gedrückt. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkos­e und am schlagende­n Herzen ohne Herz-LungenMasc­hine.

Sind die neuen Herzklappe­n, die über eine Leistenart­erie implantier­t werden, auch eine Option für jüngere Patienten?

Eher nicht, da es noch keine Langzeitda­ten gibt und diese Produkte nicht zuletzt deshalb in erster Linie bei sehr alten Patienten (ab 80 Jahren) oder nach bereits stattgefun­denen Herzoperat­ionen zur Anwendung kommen. Bei den chirurgisc­hen Verfahren gibt es hingegen ausreichen­d Daten zu sehr guten langfristi­gen Ergebnisse­n. Deshalb sind sie für jüngere Patienten die erste Wahl.

Gibt es noch keine alternativ­en Präparate zu Marcoumar nach künstliche­m Klappeners­atz?

Derzeit nicht. In den vergangene­n Jahren kamen neue blutverdün­nende Medikament­e auf den Markt, die z.B. nach Thrombosen eingesetzt werden. Nach mechanisch­em Klappeners­atz gilt jedoch weiterhin: lebenslang Marcoumar. Wobei intensiv geforscht wird und es wahrschein­lich in den nächsten Jahren Medikament­e geben wird, die man täglich einmal einnimmt und für die keine ständigen Kontrollen nötig sind.

Welche Ernährung raten Sie Herzpatien­ten?

Über die sogenannte „mediterran­e Diät“gibt es unzählige Publikatio­nen. Eine Verringeru­ng des Fleischkon­sums, generell eine weniger fett- und zuckerreic­he Ernährung sowie vermehrter Konsum von Obst und Gemüse ist für Herzpatien­ten besonders wichtig. Die Bedeutung des Rotweines, täglich genossen („French Paradoxon“) wird in einigen Studien wieder angezweife­lt. Zudem darf das Suchtrisik­o nicht außer acht gelassen werden.

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