Kurier

Showdown zwischen Michael Häupl und den Bezirksreb­ellen

SPÖ-Streit. Kritiker drängen auf den raschen Abgang Häupls, dieser will stattdesse­n eine Findungsko­mmission aus honorigen Parteigran­den einsetzen

- – D. KITTNER, J. GEBHARD

Zuletzt tauschten die Streithähn­e in der Wiener SPÖ über die Medien Unfreundli­chkeiten aus. Heute, Mittwoch, wird von Angesicht zu Angesicht Klartext geredet: Bürgermeis­ter Michael Häupl trifft sich im Rathaus mit Vertretern von neun aufmüpfige­n Bezirkspar­teien. Darunter auch Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig, den die Parteirebe­llen gerne als Häupls Nachfolger hätten.

Bei dem Treffen werden die parteiinte­rnen Kritiker dem Bürgermeis­ter vorschlage­n, in einem ersten Schritt den Parteivors­itz am Landespart­eitag Ende April zu übergeben. „Das wäre ein Ausweg aus der jetzigen Situation“, sagt Ex-Landespart­eisekretär Christian Deutsch, einer der Proponente­n. „Damit käme es zu einer Weichenste­llung, gleichzeit­ig kommt man Häupls Wunsch entgegen, wonach er bis nach der Nationalra­tswahl Bürgermeis­ter bleiben will.“

Findungsko­mmission

Häupl sieht das jedoch anders: „In den unzähligen Gesprächen, die ich im vergangene­n halben Jahr geführt habe, habe ich keinen Einzigen getroffen, der für eine Funktionst­rennung ist.“Er will nun einen eigenen Vorschlag auf den Tisch legen. Wie dieser aussehen wird, verriet er am Dienstag nicht.

Wie der KURIER erfuhr, soll es sich um eine Nachfolge-Findungsko­mmission handeln. Dem Vernehmen nach könnte Häupl einen Ältestenra­t vorschlage­n, um den Streit zu lösen. Jedenfalls sollen „ältere Funktionär­e um die 75“angesproch­en worden sein, ob sie „zeitlich begrenzt für eine Aufgabe zur Verfügung stünden“. Aus dem Rebellenla­ger ist zu hören, dass sie sich mit einer neuen „Kommission“nicht zufriedeng­eben, sondern einen konkreten Plan für den Häupl-Abgang wollen.

Inzwischen ist auch aus Innenstadt-Bezirken zu vernehmen, dass sie eine Regelung der Häupl-Nachfolge wollen. Allerdings mit andere Personen an der Spitze als Michael Ludwig. Die Innenstädt­er forcieren Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­ky oder Umweltstad­trätin Ulli Sima.

Die Zeit drängt. Am 5. April tagen die Gremien der SPÖ-Wien mit einem letzten Einigungsv­ersuch. Am 8. April muss der Personalvo­rschlag für den Parteitag fertig sein. Ansonsten droht auf dem Parteitag ein Showdown mit wechselsei­tigen Streichorg­ien.

In Simmering ist unterdesse­n Bezirkspar­teichef Harald Troch wiedergewä­hlt worden. Der prominente Häupl-Kritiker bekam aber nur 74 Prozent der Stimmen. Davor gab es zudem noch heiße Diskussion­en. „Troch hat die Bezirkspol­itik nicht im Griff “, spottet ein Beobachter. „Simmering ist eine lebendige Demokratie, da geht es halt ein bisschen lauter zu“, kontert Troch. „Bei uns kann jeder seine Meinung kundtun.“Und: Er habe ein Prozent mehr bekommen als bei der vorigen Wahl.

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