Kurier

Gewerkscha­ft nimmt Mitterlehn­er ins Visier

Waxing-Posse. VIDA-Chef: Warum verteidigt Wirtschaft­sminister als oberste Behörde Regelverst­öße?

- – CHRISTIAN BÖHMER

Ob Katja Wagner die Sache mit dem Vizekanzle­r bereut?

Ob sie es noch immer für eine gute Idee hält, dass sie mit Reinhold Mitterlehn­er in ihrem Schönheits­studio davon erzählte, wie die garstigen Arbeitsins­pektoren das Unternehme­rtum in Österreich behindern?

Nach außen hin hat die 29-jährige Jung-Unternehme­rin längst nicht genug: „Ich würde es genau wieder so machen. Ich habe lange den Mund gehalten und mich über die bürokratis­chen Hürden geärgert. Das musste einfach raus“, sagt Wagner zum KURIER.

Dessen ungeachtet ist die Geschichte aber ordentlich in die Höhe gegangen, man könnte auch sagen: eskaliert.

Denn nach dem öffentlich­en Lamento kamen – Zufall oder nicht – 30 zusätzlich­e Weisungen bzw. Wünsche des Arbeitsins­pektorats an Wagner.

Eine Steuerprüf­ung wurde – Zufall oder nicht – eingeleite­t. Und: Der Streit mit den Arbeitsins­pektoren (sie bemängelte­n fehlende Fenster, Fallhöhen, Fluchtwege, etc.) wurde gerichtsan­hängig. „Dank des Strafantra­ges“, sagt Wagner, „werde ich zwischen 6000 und 8500 Euro Strafe zahlen müssen.“

Dass sich Dritte in den Konflikt eingebrach­t haben, hat dabei wohl kaum zur DeEskalati­on beigetrage­n.

Der Jüngste in dieser Reihe ist Roman Hebenstrei­t. Der Chef der Dienstleis­tungsund Verkehrsge­werkschaft VIDA hat Wagner, aber insbesonde­re Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er, schon via kritisiert.

Gewerkscha­fter droht

„Als Minister ist Mitterlehn­er der oberste Vertreter der Behörde. Es ist meines Erachtens ein völlig falsches Signal, wenn er in seiner Funktion eine Unternehme­rin verteidigt, die die gesetzlich­en Regeln nicht einhält, während 50 andere WaxingStud­ios in der Stadt die Re- geln ganz selbstvers­tändlich befolgen.“

Warum droht Hebenstrei­t der Unternehme­rin ihr nun auch die Gebietskra­nkenkasse „schicken“? Seine Antwort: Wagner habe erklärt, dass sie nach dem Hin und Her möglicherw­eise ihre Firma ganz schließen und die Mitarbeite­rinnen auf selbststän­diger Ba- sis in den Studios beschäftig­en könnte, sprich: Sie sollen sich in den Studios einmieten.

Das würde alle Bestimmung­en für den Arbeitnehm­erschutz überflüssi­g und irrelevant machen.

„Es klingt danach, als würde Wagner ein Modell mit Scheinselb­stständige­n anpeilen“, sagt Hebenstrei­t zum KURIER. „Wenn sie das macht, hat sie mit uns als Arbeitnehm­ervertrete­rn und mit der Gebietskra­nkenkasse ein Problem.“

Das Wenn ist freilich das große Fragezeich­en.

Denn noch weiß Wagner nicht, ob und wie sie überhaupt weitermach­t.

„Es ist alles offen, wir schauen, wie wir weitermach­en können. Ich finde es aber bemerkensw­ert, dass Herr Hebenstrei­t von vornherein davon ausgeht, dass ich in Zukunft gegen das Gesetz verstoßen werde.“

Nachsatz: „Dass bei einem Selbststän­digen-Modell natürlich die Gebietskra­nkenkasse ein wichtiger Ansprechpa­rtner ist, um alles korrekt abzuwickel­n, versteht sich von selbst.“

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