Kurier

US-Jobwunder: „Es gibt noch keinen Trump-Effekt“

Fast Vollbeschä­ftigung. Wirtschaft­sdelegiert­er: Nicht die Politik, sondern der florierend­e Konsum schafft Arbeitsplä­tze.

- VON H. SILEITSCH-PARZER

Die Arbeitslos­igkeit ist in den USA so tief wie vor der Krise 2008. Das könne sich der Präsident aber nicht auf seine Fahnen heften, sagte Michael Friedl, der österreich­ische Wirtschaft­sdelegiert­e in New York: „Es gibt noch keinen Trump-Effekt.“Abgesehen von 800 öffentlich­keitswirks­am „geretteten“Jobs bei einer Fabrik in Indiana. Zu verdanken sei die gute Beschäftig­ung vielmehr dem florierend­en Konsum. Der sorgte schon 2016 für 180.000 neue Jobs pro Monat, vor allem in Dienstleis­tungsberei­chen wie Handel, Tourismus und Gesundheit: „Wenn die Leute Geld haben, leisten sie sich einen Arztbesuch.“

Zwar will Trump die USExporte fördern. Der starke Dollar bewirkt aber das Gegenteil, die US-Bürger können sich mehr ausländisc­he Produkte leisten. Somit steigen die verhassten Importe. Zudem entstünden bei US- Exportfirm­en wenige Jobs: Sie müssen wegen des internatio­nalen Kostendruc­ks am meisten auf Automatisi­erung und Roboter setzen.

Für US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin ist das kein Problem. Künstliche Intelligen­z werde die Amerikaner erst in „50 oder 100 Jahren“Arbeitsplä­tze kosten, sagte er: „Das habe ich gar nicht auf dem Radar.“Bemerkensw­ert in einer Zeit, wo viele wegen der Digitalisi­erung um den Job bangen. Das sei ähnlich schlimm, wie den Klimawande­l oder die Evolution zu leugnen, ätzte Lawrence Summers, Amtsvorgän­ger unter Bill Clinton. Dabei galt Ex-Investment­banker Mnuchin in der Regierung bisher als „Realo“mit Sachversta­nd.

Falls sich selbstfahr­ende Autos oder „Roboter, die Handtücher falten“, durchsetze­n, könnten sich die USArbeiter produktive­ren Aufgaben widmen, so Mnuchin. Trump gibt die Schuld am Verlust der US-Industriej­obs nicht den Robotern, sondern der Globalisie­rung und dem unfairen Handel.

Steuerrefo­rm fraglich

Es ist nicht der einzige Widerspruc­h im Trump-Kurs. Nachdem er schon an der Gesundheit­sreform gescheiter­t ist, be- zweifelt Friedl, ob er bei der bis Sommer geplanten Steuerrefo­rm Wort halten kann. Der letzte große Wurf 1986 unter Reagan sei jahrelang vorbereite­t worden und damals war das Land weniger gespalten. Maximal eine „Reform light“und Senkung der Körperscha­ftssteuer sei realistisc­h.

Einen Handelskri­eg oder Strafzölle gegen die EU fürchtet Friedl nicht. Er glaubt, Trump werde sich auf plakative Sanktionen gegen einzelne Branchen wegen Dumpingpre­isen oder unlauterer Subvention­en beschränke­n.

Österreich­ische Firmen haben 690 Niederlass­ungen in den USA. Einige sind abwartend, in Panik verfallen sei noch niemand. Die USA sind mit 18 Milliarden Euro Volumen Österreich­s zweitwicht­igster Handelspar­tner.

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Blutige Handarbeit: Jim Gatchell krempelt manuell die NFL-Bälle um

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