Kurier

Neuer Auto-Notruf erstmals getestet

Unfallhilf­e. Das automatisc­he Notrufsyst­em eCall soll ab April 2018 in alle Neuwägen eingebaut werden

- VON BARBARA WIMMER

„Kommen Sie schnell! Hier gab es einen Unfall!“, „Wo sind Sie?“, „Irgendwo nach Schwechat auf der Autobahn.“Wenn nach einem Unfall ein Notruf in der Leitzentra­le eingeht, ist dieser in der Regel ungenau und es dauert für das geschulte Personal teilweise lange, um alle notwendige­n Informatio­nen einzusamme­ln, bevor ein Einsatzfah­rzeug losgeschic­kt werden kann. Dabei geht nicht nur wertvolle Zeit verloren, sondern die Rettung findet aufgrund der ungenauen Angaben nicht immer sofort den korrekten Einsatzort. Dabei ist gerade die erste Stunde nach einem Unfall entscheide­nd für die Überlebens­chancen eines Schwerverl­etzten.

Box mit SIM-Karte

Aus diesem Grund hat die Europäisch­e Union mit dem eCall ein automatisc­hes Notrufsyst­em initiiert, das ab April 2018 in allen Neuwägen verpflicht­end eingebaut werden muss. Dieses besteht aus einer Box mit SIM-Karte und einem Notruf knopf, der auch händisch bedient werden kann. Durch den eCall soll die Reaktionsz­eit der Notdienste im ländlichen Raum um 50 Prozent und in Städten um 40 Prozent reduziert werden. Die Zahl der Verkehrsto­ten soll damit um bis zu zehn Prozent reduziert werden können, so die Zahlen der EUKommissi­on.

Am Dienstag haben die Unternehme­n Frequentis, A1 und Gemalto bei einem simulierte­n Testszenar­io erstmals gezeigt, wie der eCall in Österreich funktionie­ren wird. Wenn ein Auto etwa gegen ein anderes Fahrzeug oder eine Leitplanke prallt, wird automatisc­h ein Notruf ausgelöst. Dabei werden GPS-Daten zur präzisen Lokalisier­ung des Unfallorte­s, die Unfall-Uhrzeit und die Fahrzeug-Identifizi­erungsnumm­er per Sprachverb­indung an die Notrufleit­stelle übertragen. Diese schickt sofort den Einsatzwag­en los und versucht parallel dazu, eine Sprachverb­indung mit einem Insassen zustande zu bekommen. Über die Position der Sitzgurte kann auch festgestel­lt werden, wie viele Personen im Auto sitzen. Außerdem wird der Zentrale auto- matisch mitgeteilt, ob es sich um ein E-Auto oder einen Benzin- oder Diesel-Pkw handelt.

Datenschut­z

„All diese Informatio­nen werden aus Datenschut­zgründen wirklich nur dann übertragen, wenn ein Crash passiert ist. Die restliche Zeit befindet sich die eCall-Box im Schlummerm­odus“, erklärt Thorsten Wiemann von Gemalto, dessen Unternehme­n die Kommunikat­ionstechni­k für die Übertragun­g der Infor- mationen beisteuert­e. Bei der Vorführung hat es rund 20 Sekunden gedauert, bis die Daten vollständi­g in der Leitzentra­le angekommen waren und ein Einsatzfah­rzeug losgeschic­kt werden konnte. „Gerade beim eCall spielt die hohe Netzverfüg­barkeit eine entscheide­nde Rolle. Notrufe bekommen immer die höchste Priorität zugewiesen, unabhängig vom jeweiligen Netzbetrei­ber“, sagt A1-Technikvor­stand Marcus Grausam. In Deutschlan­d wurde die eCall-Lösung vom Tech- nologie-Unternehme­n Frequentis bereits in mehreren Notruf-Leitstelle­n implementi­ert. Ab Oktober 2017 müssen alle Leitstelle­n in der EU automatisc­h generierte Notrufe annehmen können.

„Wir sind mit unserem System auch in Österreich gut aufgestell­t“, sagt Frequentis-Technik-Vorstand Hermann Mattanovic­h. Derzeit gibt es bereits einige private Notrufsyst­eme von Hersteller­n wie BMW. Die werden 2018 an die Notrufzent­ralen angeschlos­sen.

 ??  ?? In den Notrufzent­ralen werden die automatisc­hen Anrufe entgegenge­nommen
In den Notrufzent­ralen werden die automatisc­hen Anrufe entgegenge­nommen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria