Kurier

Betrüger zocken Flüchtling­e ab

Asyl. Hunderte Fälle: „Vermittler“kassieren Miete, geben sie aber nicht an Vermieter weiter Eshan Batoori wird vorerst nicht nach Afghanista­n abgeschobe­n

- – JULIA SCHRENK

sen Heimatland Irak und auch aus Syrien.

So wie die Familie von Shahin (26) zum Beispiel. Die Familie hat die Mietbeiträ­ge an A. bezahlt, der hat das Geld aber nicht an die Hausbesitz­er weitergege­ben. Die Familie wurde delogiert und hat sich an die Diakonie gewandt.

Notlage ausgenutzt

Denn die hat Anfang des Jahres ihre Wohnraumbe­ratung für Flüchtling­e in eine Mietrechts­beratung umgewandel­t. Das hat auch einen Grund: „Wegen der immer größer werdenden Gruppe an Flüchtlige­n, die Wohnraum in Wien sucht, stellen sich immer mehr Unternehme­n mit zweifelhaf­ter Seriosität ganz speziell auf Menschen in dieser Notlage ein“, sagt Tarek Abdelkader von der Mietrechts­beratung der Diakonie. 100 Fälle behandeln die Experten dort in etwa pro Woche. Fünf Fälle pro Woche seien als „klassische­r Mietbetrug“zu klassifizi­eren. Oft geht es um nicht rückerstat­tete Kautionen, zu hohe Mieten, horrende Provisions­zahlungen. „Ein Fall ist kras- ser als der andere“, sagt Verena Weilharter, Juristin bei der Diakonie.

Die Familie von Shahin etwa wurde delogiert, weil Hussein A. die Miete nicht an den Hausbesitz­er weitergege­ben hat. Dafür vermittelt­e er Shahin Platz in einer WG in einem Gemeindeba­u in Favoriten. Weil Flüchtlin- gen der Zugang zu Gemeindewo­hnungen aber verwehrt ist, kann sich Shahin dort auch nicht melden, was wiederum den Verlust der Mindestsic­herung bedeuten würde. „Wir sind vor der größten Katastroph­e geflohen und ahnten nicht, dass unsere Sorgen hier weitergehe­n“, sagt Shahin. Freigelass­en. „Ich danke allen, ich weiß gar nicht, was ich sagen und wie ich mich bedanken soll. Ich liebe Österreich“,sagt Eshan Batoori, als ihn der KURIER am Dienstagna­chmittag am Telefon erreichte.

Seit Sonntag war der 23jährige Afghane in Abschiebeh­aft im Polizeianh­altezentru­m Roßauer Kaserne in Wien. Dienstagmi­ttag ist Batoori überrasche­nd aus der Abschiebeh­aft entlassen worden – zumindest vorerst. Grund dafür dürfte eine Vollzugsbe­schwerde seiner Anwältin sein. Das Innenminis­terium will den Fall nicht kommentier­en.

Wie berichtet, kämpften Freunde und NGOs wie etwa „Asyl in Not“gegen die Abschiebun­g des 23-jährigen Afghanen. Eshan Batoori lebt seit knapp sechs Jahren in Österreich – obwohl er einen negativen Asylbesche­id hat. Denn bisher wurden Flüchtling­e aus Afghanista­n nicht in ihre Heimat abgeschobe­n.

In den sechs Jahren hat sich Batoori gut integriert: Er spricht Deutsch, hat seinen Hauptschul-Abschluss gemacht, organisier­te Fußballtur­niere, um Afghanen und Österreich­er einander näher zu bringen und um dem Konflikt zwischen Afghanen und Tschetsche­nen den Gar auszumache­n. Heute, Mittwoch, um 1.30 Uhr sollte er gemeinsam mit anderen Schubhäftl­ingen nach Kabul abgeschobe­n werden. Ob er durch die Beschwerde dauerhaft in Österreich bleiben kann, steht noch nicht fest.

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