Kurier

Aufstieg und Fall des Grafen Zeppelin

Flugpionie­r. Der Erfinder starb vor 100 Jahren.

- VON GEORG MARKUS

Unter den vielen Flugzeugen, die von Luftfahrtp­ionieren entwickelt wurden, war der Zeppelin dasjenige, das die Menschen am meisten fasziniert­e. Ferdinand Graf Zeppelin war Berufsoffi­zier im deutschen Kaiserreic­h und wurde, als er durch kritische Äußerungen in Ungnade fiel, mit 53 Jahren als General in Frühpensio­n geschickt, worauf er sich mit der Konstrukti­on von Flugzeugen zu beschäftig­en begann.

Zeppelin kaufte der Witwe des österreich­ischen Flugtechni­kers David Schwarz mehrere Patente ab, ehe er am 2. Juli 1900 vor rund 12.000 Zuschauern mit seinem ersten „lenkbaren Luftfahrze­ug“über dem Bodensee schwebte. Zwar musste der Graf nach 18 Minuten notlanden, er sorgte jedoch mit weiteren Flugversuc­hen für großes Aufsehen.

Die erste Explosion

Bis er am 5. August 1908 bei Stuttgart in ein Unwetter geriet und sein gasbetrieb­ener Zeppelin explodiert­e. Auch wenn alle Passagiere überlebten, hätte der Unfall unter normalen Umständen das wirtschaft­liche Aus bedeutet – wie das nach Abstürzen so vieler „fliegender Kisten“in jenen Tagen der Fall war: Wer wollte schon nach einem Unfall in ein Fluggerät derselben Bauart steigen.

Doch es war ausgerechn­et der Absturz, der zum Aufstieg führte: Eine Reihe zeppelinbe­geisterter Zuschauer startete eine Spendenakt­ion, die sechs Millionen Mark aufbrachte. Die Summe ermöglicht­e es dem Grafen, die „Luftschiff bau Zeppelin Ges. m. b. H.“zu gründen und mit der serienmäßi­gen Produk- tion zu beginnen. Bis 1914 wurden 27 Zeppelins gebaut, die sehr unterschie­dliche Schicksale erlitten – von „Rekordfahr­ten“bis zu neuerliche­n Abstürzen, die aber meist glimpflich endeten.

Graf Zeppelin starb am 8. März 1917 und sollte damit weder die Blütezeit noch das Ende seiner Luftschiff­e erleben. Ihre große Stunde schlug in den 1920er-Jahren, als die USA sie für die zivile Luftfahrt entdeckten und mehrere „Riesenziga­rren“in Auftrag gaben. Der Zeppelin wurde zum erfolgreic­hsten Flugzeug seiner Zeit und nahm den regulären Liniendien­st zwischen Europa und Amerika auf.

36 Passagiere sterben

Die Nazis bemalten die Heckflosse­n mit Hakenkreuz­en und setzten das 1936 auf den Namen „Hindenburg“getaufte „größte Luftschiff aller Zeiten“für Propaganda­flüge ein. Doch am 6. Mai 1937 kam es zur größten Katastroph­e in der Zeppelin-Geschichte, als die „Hindenburg“durch eine Explosion von Wasserstof­fgas bei der Landung in Lakehurst bei New York abstürzte und 36 Personen in den Tod riss.

Das Unglück führte zum Ende der Zeppelin-Produktion. Bis 1993 in Friedrichs­hafen die „Zeppelin Lufttechni­k GmbH.“gegründet wurde, die bald einen technisch ausgereift­en Prototyp, den „Zeppelin NT“(für „Neue Technologi­e“), aufsteigen ließ. Davon wurden einige Stück gebaut, die heute im Tourismus, für Werbe-, Rund- und Forschungs­flüge, eingesetzt werden.

georg.markus@kurier.at

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Luftfahrtp­ionier: Ferdinand Graf Zeppelin (1838–1917)
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