851 Musiker, ein Orchester
Publikation. Ein völlig neuer Blick auf die Wiener Philharmoniker
Dass es nicht schon ausreichend Bücher über die Wiener Philharmoniker gäbe, kann wohl wirklich niemand behaupten. Das nun im Amalthea Verlag erschienene Werk mit dem wenig und gleichzeitig so viel sagenden Titel „Die Wiener Philharmoniker“ist jedoch einzigartig und besonders faszinierend.
Autor ist der französische Musikwissenschaftler, Germanist und Kritiker Christian Merlin (am Dienstag war in der KURIER-Beilage zum 175-Jahr-Jubiläum des Orchesters auch ein exzellenter Text von ihm zu lesen) macht etwas noch nie zuvor Dagewesenes: Er beleuchtet die Biografien sämtlicher bisheriger Orchestermusikerinnen und -musiker, insgesamt 851 an der Zahl, die er in jah- relanger Recherche zusammengetragen hat. Band zwei ist diesen Damen und Herren gewidmet, die aufgrund der Selbstverwaltung die Geschichte des Orchesters und damit auch die Musikgeschichte der Welt zumindest so mitbestimmt haben wie all die Dirigenten, die seit 1842 am Pult standen. Von nur 365 weiß man, dass sie in Wien geboren wurden, was beweist, wie multiethnisch die Institution zumindest bis zur NS-Zeit war (und zuletzt wieder wurde).
Band eins beschäftigt sich mit dem Orchester und seiner ganzheitlichen Geschichte. Man erfährt in dem Buch, das auf Merlins Habilitationsschrift an der Sorbonne fußt, viel Wissenswertes, wenn nicht sogar alles, über die Anfänge, über die Zeit in der Ersten Republik, über die Rolle unter den Nazis und von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. Was dieses Buch für Insider wie für Neueinsteiger so wichtig macht, sind die äußerst verständliche Erzählform, der Blick für das Detail und für das Ganze, die große Wertschätzung für den Klangkörper, ohne dabei jedoch Konflikte und heikle Punkte auszusparen.