Miss Piggy, Trump und Jelinek
Literatur. Nobelpreisträgerin schrieb Stück über US-Präsidenten
Was Elfriede Jelinek von Donald Trump hält, ist nur wenige Minuten nach Beginn ihres neuen Stücks klar. „Am Königsweg“hat sie es getauft und darin eine blinde, an die Muppet-Figur Miss Piggy erinnernde Seherin zum Leben erweckt, um die Einund Ausfälle des USPräsidenten zu deuten. Schon in der stark gekürzten Fassung, die in englischer Übersetzung am Montag in New York vorgestellt wurde, prallen zwei Welten aufeinander. Das Hamburger Publikum – das Stück soll im Herbst ans Schauspielhaus kommen – kann sich auf etwas gefasst machen.
Ein verhasster König, der das gemeine Volk verachtet. Ein Mann der Macht, der alles, was ihm im Weg steht, zerbricht und am Widerstand seiner Gegner nur wächst. Ein twitternder Blinder, der alles zu wissen glaubt und die Stimmen der Massen stiehlt, weil er keine eigene hat. Eine Showfigur, die ihr wahres Gesicht nie zeigt. Ein nach Geld und Macht gierender Herrscher, der sich im vergoldeten Aufzug direkt in den Himmel katapultiert hat.
„Das Leben ist unerklärlich“, sinniert die Erzählerin. „Sie haben gewählt und wissen nicht, wen sie gewählt haben, obwohl sie selbst gewählt haben.“Klima, Steuern, Syrien, die Mauer an der Grenze zu Mexiko – Jelinek greift Trumps politische Schlagworte auf. „Alles ist auf den Kopf gestellt, ein Loch hat sich aufgetan. Etwas fehlt, aber es wird sicher bald gefüllt werden.“Womit? „Revolution“, schlägt Schauspielerin Masha Dakic in der piepsigen Stimme von Miss Piggy vor, kichert und sagt dann aber quietschvergnügt: „Zu früh, um das zu beurteilen.“