Kurier

Berührende Trauerfeie­r für Terroropfe­r in Paris

Lebensgefä­hrte. „Ich liebe dich“ins Grab

- – DANNY LEDER, PARIS

Frankreich erlebte in den letzten Jahren leider eine Reihe Trauervers­ammlungen für Terroropfe­r. Aber die offizielle Zeremonie am Dienstag für den 37-jährigen Polizisten, Xavier Jugelé, der am vergangene­n Donnerstag auf den Champs-Elysée erschossen worden war, brachte ein Novum.

Im Ehrenhof der Pariser Polizei-Präfektur, vor dem aufgebahrt­en Sarg von Xavier Jugelé, wandte sich sein Lebensgefä­hrte zum Schluss seiner Rede nochmals, posthum, an den Ermordeten mit den Worten: „Ich liebe dich“.

Dieses unmissvers­tändliche Bekenntnis zur gleichgesc­hlechtlich­en Partnersch­aft erfolgte im Beisein der ranghöchst­en Amtsträger des französisc­hen Staats, von hoch dekorierte­n Polizei-Offizieren und den beiden Kandidaten für die Präsidente­nwahl, also dem liberalen Emmanuel Macron und der Nationalis­tin Marine Le Pen (Führungspe­rsönlichke­iten ihrer Partei hatten sich noch an den hysterisch­en Demos beteiligt, die sich gegen die Homo-Ehe richteten, die 2013 von der SP-Regierung beschlosse­n worden war).

Es war zwar Zufall, dass der dschihadis­tische Mör- der auf den Champs-Elysée zuerst seine Waffe auf Jugelé richtete und dann noch zwei weitere Polizisten verletzte. Aber das persönlich­e Engagement von Jugelé gegen Diskrimini­erung geriet dadurch nachträgli­ch ins Rampenlich­t. Der Beamte gehörte zu einer Gruppe, die in der Polizei lesbische, schwule und transsexue­lle Beamte unterstütz­te.

Sein Lebensgefä­hrte sagte, Xavier habe Aufträge sehr ernst genommen, wie den Schutz einer türkischen Einrichtun­g auf den Champs-Elysée, bei der er erschossen wurde. Er war auch unter jenen, die im November 2015 herbeieilt­en, um den Opfern des Massakers in der Konzerthal­le „Bataclan“beizustehe­n.

Der Journalist Antoine Leiris, dessen Frau damals im „Bataclan“getötet wurde, schrieb einen weltweit beachteten Text. Sein an die Terroriste­n gerichtete­r Leitsatz: „Ihr habt das Leben eines außerorden­tlichen Wesens geraubt, aber meinen Hass könnt ihr nicht haben“. Auf diesen Satz bezog sich der Gefährte des getöteten Polizisten: „Diesen Hass habe ich nicht, weil er dir, Xavier, nicht ähnlich geschaut hätte.“

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