Kurier

Randi Zuckerberg will Frauen dazu bringen, Unternehme­rinnen zu werden

Aktivistin. Ex-Facebook-Marketing-Managerin will als Start-up-Gründerin selbst ein Vorbild sein

- VON

Randi Zuckerberg wollte eigentlich Opernsänge­rin werden, doch Harvard verweigert­e ihr die Aufnahme im Musik-Zweig der Universitä­t. Dann studierte sie stattdesse­n Psychologi­e. „Das war im Nachhinein das Beste, was mir passieren konnte“, erzählt die Schwester von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg beim 4GameChang­er Festival in Wien.

Jetzt ist die 35-Jährige eine erfolgreic­he Unternehme­rin. Sie bezeichnet sich selbst als Aktivistin und setzt sich dafür ein, dass sich Frauen in der Technik-Welt mehr zutrauen und auch selbst Chefinnen werden. KURIER: Sie sind die Schwester von Mark Zuckerberg. War das für Sie bei der Unternehme­nsgründung ein Vorteil? Randi Zuckerberg: Ja und nein. Ich bin sehr froh, Zuckerberg zu heißen. Der Name ist verknüpft mit Unternehme­rtum. In den USA glauben viele noch an den amerikanis­chen Traum, und neben Namen wie Rockefelle­r denken viele dabei dank meines Bruders auch an Zuckerberg. Das ist sehr hilfreich und hat mir viele Türen geöffnet. Auf der anderen Seite werden Geschwiste­r oder Kinder von Berühmthei­ten oft nur nach dem Namen beurteilt. Ich habe für alles, was ich in meinem Leben erreicht habe, hart gearbeitet. Sie haben sieben Jahre bei Facebook gearbeitet. Wollten Sie schon während der Zeit Unternehme­rin werden, oder warum haben Sie die Firma verlassen?

Ich habe Facebook geliebt, aber ich konnte mich nicht weiter auf die Bühnen dieser Welt stellen, um andere Frauen dazu zu ermutigen, Unternehme­n zu gründen, wenn ich es selbst nicht getan habe. Also habe ich mich dazu entschloss­en, mein eigenes zu gründen. Mit Zuckerberg Media geht es mir jetzt darum, jungen Frauen den Pfad ins Unternehme­rtum zu zeigen und sie für Technik zu begeistern. Warum ausschließ­lich Frauen?

Heutzutage gibt es weniger Frauen im Technik-Bereich als noch vor 50 Jahren. Da haben wir einen Rückschrit­t gemacht und das sehe ich als Problem, das man angehen muss. Wenn man Mädchen nicht schon in der Schule für Technik interessie­rt, bringt man sie später nicht mehr dazu. Ein paar Computerkl­assen werden daran selbstvers­tändlich nichts ändern, das Problem ist vielschich­tiger. Wir müssen die Praktiken innerhalb von Unternehme­n ändern und auch den Weg, wie Popkultur mit dem Bild von Frauen umgeht. Sehen Sie sich als Aktivistin für Gründerinn­en?

Alles, wofür ich mich einsetze, hat damit zu tun. Von der TV-Sendung bis zum Kinderbuch. Worin sehen Sie die größten Herausford­erungen für Frauen im Technik-Bereich?

Da gibt es so viele, aber die Wichtigste: Ich glaube, weil es so wenige Frauen in dem Bereich gibt, fehlt der Netzwerk-Effekt, also die Gemeinscha­ft, die bereits existiert, in der man sich austauscht und gegenseiti­g Jobs zuschanzt. Aber das Problem beginnt bereits damit, dass es viel zu wenige Frauen mit einer abgeschlos­senen Ausbildung in den Bereichen gibt. Deshalb muss man schon viel früher ansetzen Sehen Sie da eine Diskrepanz zwischen den USA und anderen Teilen der Welt?

Ich glaube, dass es manche Länder gibt, wo der Technologi­e-Begriff noch immer negativ behaftet ist und dass viele Menschen gar nicht erst etwas damit zu tun haben wollen und sich deshalb ihre Möglichkei­ten verbauen, weil sie zu große Angst davor haben, etwa aus Datenschut­zgründen. Ist Technologi­e für Sie neutral?

Im Silicon Valley halten die Menschen Technologi­e immer für positiv. Ich sehe das etwas differenzi­erter. Wenn jemand mit einem Virtual-Reality-Projekt an mich herantritt, will ich all die großartige­n Dinge wissen, die diese Technologi­e bietet, aber auch die Gefahren. Verstehen Sie, dass manche Menschen in Europa Facebook wegen diverser Datenschut­zverletzun­gen auch kritisch gegenüber stehen?

Das ist ein schwierige­s Thema. Auf der einen Seite liebe ich Social-MediaDiens­te. Wir nutzen sie alle, aber keiner zwingt uns dazu. Das sind privat entwickelt­e Unternehme­n und wir haben die Wahl, ob wir sie nutzen, oder nicht. Auf der anderen Seite nutzen wir diese Dienste täglich. Ich glaube, dass wir alle in einer Welt leben wollen, mit all den Vorteilen von Big Data, aber dass wir nicht wollen, dass unsere eigenen Daten gesammelt werden. Wir müssen aber verstehen, dass das immer ein Tausch ist.

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