Kurier

Erster Fehler Präsident verheddert sich in KopftuchDe­batte

Van der Bellen. Kopftuch für alle Frauen aus „Solidaritä­t“denkbar

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Nach einem Bericht im ORFReport hatte Bundespräs­ident Van der Bellen am Mittwoch Erklärungs­bedarf: Wegen grassieren­der „Islamophob­ie“werde noch der Tag kommen, wo man alle Frauen bitten müsse, ein Kopftuch zu tragen. „Aus Solidaritä­t gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun“, hatte er in einer Schüler-Diskussion gesagt – und gestern wieder relativier­t.

Kopftuch für alle? Nein, nein, er hat das so nie gesagt und so nicht gemeint, sagt Alexander Van der Bellen.

Am Rande seines Staatsbesu­ches hatte Österreich­s Staatsober­haupt gestern unerwartet­en Erklärungs­bedarf. Und das kam so:

Anlässlich seiner bald ersten 100 Tage im Amt hatte man im ORF-Report ein Video eingespiel­t, in dem der Bundespräs­ident Ende März vor Schülern eine Aussage trifft, die man durchaus falsch verstehen kann: „Wenn das so weitergeht bei dieser um sich greifenden Islamophob­ie, dann wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen – als Solidaritä­t gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun.“Fragwürdig­er Zusatz: Während der deutschen Besatzungs­zeit hätten (nicht-jüdische) Dänen aus Solidaritä­t zu den Juden auch Davidstern getragen.

Also „Kopftuch für alle“?

Der Boulevard hat es so verstanden – und sofort in diese Richtung getitelt.

Das Team Stronach und die Freiheitli­chen haben den früheren Grünen-Chef ebenfalls in diese Richtung (miss-)verstanden und den „integratio­nspolitisc­hen Amoklauf“mit demonstrat­iver Entrüstung kommentier­t. „Ist Van der Bellen von Sinnen?“, fragte etwa die blaue Frauenspre­cherin Carmen Schimanek. Und FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl klagte, dass „das zarte Pf länz- chen des Widerstand­es gegen die Islamisier­ung“nun „rüde zertreten“worden sei.

Van der Bellen als Fürspreche­r der Islamisier­ung?

Das ist wohl reichlich überzogen. Nichts läge ihm ferner, lässt das Staatsober­haupt nun wissen. Das ändert aber nichts daran, dass seine Aussagen mehr als anfällig dafür waren, missversta­nden zu werden. Konsequenz: Van der Bellen versuchte am Rande der Slowakei-Visite, alles wieder ins rechte Licht zu rücken. Dazu gehört zum einen, proklamier­t der 73-Jährige, dass er definitiv „kein großer Freund des Kopftuchs“sei.

Dennoch – und das war einer der Punkte, auf die er weiterhin Wert legt – bestehe in Österreich die Meinungsfr­eiheit. Und weil dazu auch „eine Art Bekleidung­sfreiheit“gehöre, hätten Frauen natürlich das Recht, selbst zu entscheide­n, was oder ob sie etwas auf dem Kopf tragen. Spitzer Nachsatz: „Wir sollten froh sein, wenn wir keine größeren Probleme als die Frage des Kopftuchs haben.“

 ??  ?? Ein Kopftuch für alle aus Solidaritä­t? Mit dieser missverstä­ndlichen Aussage vor Schülern zog Alexander Van der Bellen Zorn und Häme auf sich
Ein Kopftuch für alle aus Solidaritä­t? Mit dieser missverstä­ndlichen Aussage vor Schülern zog Alexander Van der Bellen Zorn und Häme auf sich

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