Erster Fehler Präsident verheddert sich in KopftuchDebatte
Van der Bellen. Kopftuch für alle Frauen aus „Solidarität“denkbar
Nach einem Bericht im ORFReport hatte Bundespräsident Van der Bellen am Mittwoch Erklärungsbedarf: Wegen grassierender „Islamophobie“werde noch der Tag kommen, wo man alle Frauen bitten müsse, ein Kopftuch zu tragen. „Aus Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun“, hatte er in einer Schüler-Diskussion gesagt – und gestern wieder relativiert.
Kopftuch für alle? Nein, nein, er hat das so nie gesagt und so nicht gemeint, sagt Alexander Van der Bellen.
Am Rande seines Staatsbesuches hatte Österreichs Staatsoberhaupt gestern unerwarteten Erklärungsbedarf. Und das kam so:
Anlässlich seiner bald ersten 100 Tage im Amt hatte man im ORF-Report ein Video eingespielt, in dem der Bundespräsident Ende März vor Schülern eine Aussage trifft, die man durchaus falsch verstehen kann: „Wenn das so weitergeht bei dieser um sich greifenden Islamophobie, dann wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen – als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun.“Fragwürdiger Zusatz: Während der deutschen Besatzungszeit hätten (nicht-jüdische) Dänen aus Solidarität zu den Juden auch Davidstern getragen.
Also „Kopftuch für alle“?
Der Boulevard hat es so verstanden – und sofort in diese Richtung getitelt.
Das Team Stronach und die Freiheitlichen haben den früheren Grünen-Chef ebenfalls in diese Richtung (miss-)verstanden und den „integrationspolitischen Amoklauf“mit demonstrativer Entrüstung kommentiert. „Ist Van der Bellen von Sinnen?“, fragte etwa die blaue Frauensprecherin Carmen Schimanek. Und FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl klagte, dass „das zarte Pf länz- chen des Widerstandes gegen die Islamisierung“nun „rüde zertreten“worden sei.
Van der Bellen als Fürsprecher der Islamisierung?
Das ist wohl reichlich überzogen. Nichts läge ihm ferner, lässt das Staatsoberhaupt nun wissen. Das ändert aber nichts daran, dass seine Aussagen mehr als anfällig dafür waren, missverstanden zu werden. Konsequenz: Van der Bellen versuchte am Rande der Slowakei-Visite, alles wieder ins rechte Licht zu rücken. Dazu gehört zum einen, proklamiert der 73-Jährige, dass er definitiv „kein großer Freund des Kopftuchs“sei.
Dennoch – und das war einer der Punkte, auf die er weiterhin Wert legt – bestehe in Österreich die Meinungsfreiheit. Und weil dazu auch „eine Art Bekleidungsfreiheit“gehöre, hätten Frauen natürlich das Recht, selbst zu entscheiden, was oder ob sie etwas auf dem Kopf tragen. Spitzer Nachsatz: „Wir sollten froh sein, wenn wir keine größeren Probleme als die Frage des Kopftuchs haben.“