Kurier

Neuer Flüchtling­sansturm aus Libyen

28.000 kamen heuer nach Italien. Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil fordert Asylzentre­n außerhalb der EU

- VON (siehe Grafik).

Ein Warnruf von Frontex erreichte am Donnerstag die EU-Verteidigu­ngsministe­r knapp vor Beginn ihres informelle­n Treffens auf Malta. Immer mehr Migranten kommen über das Mittelmeer nach Europa. „Von Jänner bis Mitte April sind fast 28.000 Menschen von Libyen aus nach Italien gelangt. Das ist ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum“, sagte der Chef der EU-Behörde für den Grenz- und Küstenschu­tz, Fabrice Leggeri. Es handle sich aber nicht um syrische Bürgerkrie­gsflüchtli­nge, sondern vor allem um Menschen von der Elfenbeink­üste, aus Guinea, Nigeria, Eritrea und Somalia.

Die Schleuser nutzten die chaotische Lage in Libyen gnadenlos aus, um täglich mehr Menschen über die Mittelmeer­route in die EU zu bringen. Von mehr als 800 Toten seit Jahresbegi­nn ist mittlerwei­le die Rede.

Heute, Donnerstag, beraten die EU-Verteidigu­ngsministe­r bei ihrem informelle­n Treffen auf Malta, wie dem rasanten Anstieg von Migranten aus Afrika Einhalt geboten werden könnte.

Nicht auf der Tagesord- nung stehen die Wünsche der libyschen Regierung für 130 teils bewaffnete Boote für die Küstenwach­e. „Der Antrag wurde offiziell noch nicht gestellt“, heißt es im Umfeld von Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil. Sollte der Antrag eintreffen, muss er genau geprüft werden, da das Bürgerkrie­gsland Libyen seit 2011 im Chaos versinkt

Die EU hat sich zuletzt verpflicht­et, Libyen in der Flüchtling­sfrage zu helfen: 200 Millionen Euro sind vorgesehen. Knapp 140 libysche Beamte der Küstenwach­e sind bereits von der EU ausgebilde­t worden.

Einem kritischen Check wird jedenfalls die EU-Mission „Sophia“im Mittelmeer unterzogen Ein robustes Mandat besitzt sie ja nicht, die Schiffe der EU dürfen nicht in libysche Küstengewä­sser eindringen.

Doskozil verlangt indessen rascheres und entschloss­eneres Handeln der EU in der Flüchtling­skrise. Seinen Amtskolleg­en unterbreit­ete er den Vorschlag, Verfahrens­zentren für Asyl und Migration außerhalb Europas zu errichten. „Die verfehlte europäisch­e Asylpoliti­k muss endlich in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Wir müssen uns eingestehe­n, dass die Aufnahmeka­pazitäten in der EU begrenzt sind“, sagte Doskozil zum KURIER.

Mit der Prüfung der Asylanträg­e in eigenen Zentren soll „ein geordnetes System der legalen Einreise für Asylberech­tigte geschaffen werden. Das Stellen von Asylanträg­en soll daher in Zukunft nur noch außerhalb der EU möglichsei­n“, erklärte der SPÖ-Minister.

Für die Sicherheit und den Schutz solcher Verfahrens­zentren kann sich Doskozil auch den Einsatz militärisc­hen Kapazitäte­n vorstellen. Auch das Bundesheer könnte dabei seine Auslandser­fahrungen einbringen. Ein UN-Mandat wäre für einen solche Einsatz nicht nötig.

Heute wollen die Verteidigu­ngsministe­r die Zukunft der Battlegrou­ps klären, die seit 2005 existieren aber noch nie zum Einssatz kamen.

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