Kurier

Trampelpfa­d ins Steuerpara­dies

USA. Präsident Trump will die Unternehme­nssteuer mehr als halbieren / Globaler Abgaben-Wettlauf droht

- VON UND

Die USA heizen den globalen Steuerwett­bewerb kräftig an: Die Unternehme­nsteuer soll von vergleichs­weise hohen 35 Prozent auf 15 Prozent sinken, kündigten Wirtschaft­sberater Gary Cohn und Finanzmini­ster Steven Mnuchin am Mittwochab­end an. Diese „größte Steuererle­ichterung seit 1986“(Cohn) kommt kurz bevor die ersten 100 Tage von Trumps Amtszeit vorbei sind – ein dringend benötigter Erfolg für den Präsidente­n.

Wichtige Details der Reform sind freilich unbeantwor­tet geblieben. Völlig offen ist, wie das Loch bei den Einnahmen geschlosse­n werden soll. Finanzmini­ster Mnuchin behauptete, der Steuerplan werde das Wachstum so sehr ankurbeln, dass sich die Reform von selbst finanziert. Am Ende werde die staatliche Verschuldu­ngsquote sogar sinken – das halten Experten für eine kühne Rechnung. Die Staatsvers­chuldung der USA beträgt schon jetzt 20 Billionen Dollar und damit mehr als 100 Prozent der jährlichen Wirtschaft­sleistung.

Mega-Steuerentg­ang

Selbst der republikan­ische Senator John Cornyn nannte den angepeilte­n Steuersatz von 15 Prozent „ordentlich aggressiv“mit unbekannte­n Folgen für das Budgetdefi­zit. Experten stellten die Rechnung an, dass die 15 ProzentReg­elung in den kommenden zehn Jahren zwei Billionen Dollar „kosten“, heißt Steuerentg­ang bedeuten würde. Ohne zusätzlich­e Abgaben wäre für eine Kompensati­on ein jährliches Wachstum von mindestens fünf Prozent erforderli­ch.

Offenbar spekuliert Mnuchin darauf, jene Billionen Dollar mit attraktive­n Konditione­n zurück ins Land zu locken, die US-Firmen derzeit in Steueroase­n bunkern. Das wäre aber ein Einmaleffe­kt.

Nach Trumps Plänen sollen die Abgaben für die Mittelschi­cht reduziert und die Ein- kommensste­uererkläru­ngen vereinfach­t werden. Statt sieben Steuerstuf­en sind nur drei geplant – mit nur 35 Prozent für Spitzenver­diener. Dafür werden aber Absetzmögl­ichkeiten radikal reduziert, was einer Steueranhe­bung gleichkomm­t. Der Erbschafts­steuer (polemisch „Todessteue­r“genannt) wollen die Republikan­er ebenfalls den Garaus machen. Ein Schritt, von dem Reiche überdimens­ional profitiere­n. Nicht zuletzt zählen Trump und seine Familienun­ternehmen zu den Gewinnern, monieren Kritiker.

Sollte Trump mit seinem Coup durchkomme­n, würde das ein globales AbgabenDum­ping beschleuni­gen. Großbritan­niens Premiermi- nisterin Theresa May hatte angekündig­t, die Unternehme­nsteuer von 20 auf 17 Prozent zu senken – um negative Brexit-Folgen abzufedern. Nun könnte London mit den USA mitziehen und sogar auf 15 Prozent runtergehe­n.

Das brächte EU-Länder in Bedrängnis, die im StandortWe­ttlauf bestehen müssen. Dabei ist der Kampf ohnehin längst entbrannt. In Ungarn gilt seit Jahresbegi­nn der unerreicht niedrige Satz von neun Prozent. Damit wurden Irlands 12,5 Prozent ausgestoch­en. Die höchsten EU-Unternehme­nssteuern haben Belgien und Frankreich mit rund 34 Prozent. In Österreich liegt der Satz mit 25 Prozent deutlich über dem EU-Schnitt.

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