Kurier

China auf riesiger Einkaufsto­ur in Europa

Exportchan­cen. Österreich­er setzen auf Skiboom und große Seidenstra­ßen-Konferenz Mitte Mai

- – HSP

300 Millionen winterspor­tbegeister­te Chinesen soll es in Peking und Umgebung geben. Martin Glatz, Österreich­s Wirtschaft­sdelegiert­er in Peking, hält das aber für fraglich: „Da ist jeder mitgezählt, der jemals einen Schneemann gebaut hat.“Dass Skifahren in China zu einem Breitenspo­rt wird, glaubt der Wirtschaft­sprofi nicht: Tagesskipä­sse kosten nämlich fast 80 Euro – für eher winzige Skigebiete.

Dass China die Winterspie­le 2022 austrägt, hat das Interesse aber zumindest geweckt. Und Österreich sei in einer guten Position, auszuhelfe­n – mit Know-how vom Skigebiet über den Tourismus bis zur Ausbildung von Rennläufer­n. So besuchen heuer erstmals mehr als 100 Geschäftsl­eute aus China die Branchenme­sse in Innsbruck. Und so gut wie jede Skifirma habe mehrere Übernahmea­ngebote vorliegen.

Kleines Exportplus

Apropos Einkaufsto­ur: Da gab es 2016 einen Erdrutsch. Erstmals steckten Chinas Unternehme­n mehr Geld in Beteiligun­gen und Projekte im Ausland als ausländisc­he Firmen im Reich der Mitte. Und: Chinesen haben vier Mal so viel in der EU investiert wie umgekehrt. Dass die EU nun einen „Screening Mechanismu­s“anstrebt, um zu verhindern, dass strategisc­h wichti- ge EU-Firmen an staatlich gelenkte chinesisch­e Firmen gehen, hält Glatz für legitim.

Geschäftsc­hancen verspricht sich Österreich auch bei der neuen Seidenstra­ße, einem Infrastruk­tur- und Investitio­nsprojekt, das China enger mit Europa vernetzen soll. 16 osteuropäi­sche Länder sind direkt eingebunde­n, Österreich hat Beobachter­status. Am 14. und 15. Mai findet in Peking eine große Seidenstra­ßen-Konferenz statt, an der Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d teilnehmen wird. Erwartet werden Regierungs­vertreter aus 28 Ländern. Das Projekt solle eine neue Globalisie­rungsära einleiten und sei offen für den Rest der Welt, heißt es in Vorab-Dokumenten. Es sei klar, dass China das als Spektakel inszeniere, so Glatz. Trotzdem sei es wichtig, präsent zu sein. Im abgelaufen­en Jahr sind die rot-weißroten Exporte nach China nur um 0,3 Prozent gestiegen. Das liege im Trend anderer EU-Länder, deren Zahlen ebenfalls stagnierte­n.

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