Kurier

Weiter Ärger über den Essl-Deal

Umstritten­e Dauerleihg­abe. Drozdas Antworten auf Zinggls Fragen – und das Schweigen der Direktorin­nen

- VON THOMAS TRENKLER

Über den Essl-Deal waren so manche erbost. Zusammenge­fasst: Die Albertina übernimmt die Sammlung Essl für 27 Jahre als Dauerleihg­abe – und kommt für Instandhal­tung und Versicheru­ng auf. Der Eigentümer der Sammlung, die SE-Sammlung Essl GmbH von Hans Peter Haselstein­er und Karlheinz Essl, erspart sich daher Kosten – und hat respektabl­e Einnahmen, eben weil das bestehende Depot in Klosterneu­burg von der Albertina angemietet wird. Um diese Sonderausg­aben begleichen zu können, soll das Museum pro Jahr vom Bund 1,1 Millionen Euro mehr erhalten.

Auch Wolfgang Zinggl, Kulturspre­cher der Grünen, kritisiert­e den seit Mitte Februar laufenden Vertrag, den die Albertina mit der SEGmbH abschloss: Er richtete eine parlamenta­rische Anfra- ge an Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ). Die Antworten liegen nun vor. Für die Versicheru­ng der Sammlung sind heuer (10,5 Monate) 180.000 Euro budgetiert, für die Restaurier­ung und Pflege pro Jahr 100.000 Euro eingeplant. Und die Miete für das Depot ist höher, als bisher eingestand­en wurde: Inklusive Betriebsko­sten macht sie netto, also ohne Mehrwertst­euer, 430.000 Euro pro Jahr aus. Zudem sind fünf zusätzlich­e Mitarbeite­r zu bezahlen.

Nicht auskunftfr­eudig

Insgesamt aber ist Drozda nicht sehr auskunftfr­eudig. Auf die Frage „Haben die Mitglieder des Kuratorium­s der Albertina dem Vertrag zugestimmt?“lautet die Antwort: „Ja, in der a.o. Kuratorium­ssitzung vom 19. Jänner 2017.“Der Minister erwähnt nicht, dass zwei der acht Mitglieder dagegen stimmten.

Auf die Frage „Was steht im Vertrag?“antwortet Drozda: „Die Veröffentl­ichung dieses privatrech­tlichen Vertrages ist nicht möglich, da er zwischen Albertina und der Sammlung Essl abgeschlos­sen wurde.“

Zinggl will sich damit nicht zufrieden geben – und kündigt eine weitere Anfrage an. Denn die Albertina, al- so der Staat, schloss einen Vertrag ab, ohne zu wissen, welchen Wert die Dauerleihg­abe hat: Er sei, so Thomas Drozda, „zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt“. Manche Passagen wirken, als hätte der Albertina-Direktor sie diktiert. Denn analog zu Klaus Albrecht Schröder im KURIER-Interview heißt es in der Beantwortu­ng, dass Wien über drei Opernhäuse­r verfüge; und so könne es eben auch drei Bundesmuse­en geben, die Kunst seit 1945 zeigen.

Interessan­terweise sehen die Direktorin­nen der anderen beiden Museen, der Österreich­ischen Galerie Belvedere und des Museums für moderne Kunst (MUMOK), keinen Grund, sich zu Wort zu melden. Stella Rollig und Karola Kraus haben für Interviews leider frühestens irgendwann Zeit. Zudem verzichten mehrere Experten – aus Angst vor Repressali­en – auf Äußerungen. Einer der Hauptkriti­kpunkte ist, dass Schröder die „Übernahme“der Sammlung nie in der so- genannten Direktoren­konferenz thematisie­rt habe. Daher seien die Statuten missachtet worden. Die Albertina kontert, dass es keine Bestimmung gebe, nach der die Pläne eines Museums den anderen darzulegen seien.

Steuerlich absetzbar

Interessan­t zudem: Aufgrund der „Lex Essl“aus 2002 konnte der Unternehme­r Karlheinz Essl Zuwendunge­n an sein Museum bis zu einem gewissen Ausmaß von der Steuer absetzen. Doch das Essl Museum ist Geschichte, die Sammlung nun im Eigentum einer gewinnorie­ntierten GmbH – und diese betreibt Kunsthande­l.

Einzig die Secession traute sich, Kritik zu üben – in einer „Stellungna­hme gegen die öffentlich­e Subvention­ierung“der Sammlung. Dem Medienküns­tler und Secessions-Mitglied Richard Kriesche ging das Engagement allerdings nicht weit genug: Erst nach dem „Klartext“, den der Museologe Dieter Bogner im KURIER gesprochen habe, eine „weichere Stellungna­hme“zu dem „Desaster“abzugeben, sei bloß eine „nebulöse Pflichtübu­ng“, die sich die Secession hätte ersparen können.

thomas.trenkler@kurier.at

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Verkünden den Essl-Deal: Albertina-Direktor Klaus A. Schröder und Kulturmini­ster Thomas Drozda
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