Kurier

Weltstar Barry Manilow: Einmal New Yorker, immer New Yorker

Interview. Der „Mandy“-Sänger erzählt, was Take That mit ihm und Chopin verbindet, von der Jugend im Big Apple, dem Aufstieg mit Bette Midler und einem schwankend­en Balkon in einem Wiener Theater.

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„Es war ein wunderschö­nes Theater mitten in Wien. Die Leute sind zu meiner Musik so aufgeflipp­t, dass ich dachte, der Balkon stürzt ein.“

Zu Beginn des KURIERInte­rviews erzählt Barry Manilow von seinen liebsten Erinnerung­en an Konzerte in unserer Hauptstadt. Zwei Minuten davor sagte ihm sein Manager nämlich, dass es eine Anfrage gibt, wieder in Wien aufzutrete­n. „Mehr weiß ich auch nicht“, sagt er. „Aber das ist aufregend. Ich würde liebend gerne wieder bei euch singen. Die Sache mit dem Balkon – das werde ich nie vergessen.“

Zwar hat sich der 73-Jährige, der Welthits wie „Copacabana“, „Mandy“und „I Write The Songs“hatte, 2015 vom Tourleben zurückgezo­gen. Einzelne, ausgewählt­e Konzerte gibt er aber immer noch. Und natürlich ist er nach wie vor im Tonstudio tätig. Gerade hat er das Album „This Is My Town: Songs Of New York“auf den Markt gebracht.

„Ich lebe jetzt schon länger in Kalifornie­n, als ich in New York gelebt habe“, erzählt er. „ Aber ich bin dort geboren. Und jeder echte New Yorker wird sich immer als solcher bezeichnen. Ich hatte deshalb schon immer den Plan für so ein Album.“

Gefährlich

Manilow hat für „This Is My Town“einige Coverversi­onen von klassische­n New-YorkHymnen aufgenomme­n, aber auch selbst neue Liebeserkl­ärungen an die „aufregends­te Stadt der Welt“geschriebe­n. Und das, obwohl seine Jugend in dem damals armen Viertel Williamsbu­rg nicht leicht war.

„Heute ist das eine hippe Gegend“, erzählt er. „Aber damals wäre dort kein Taxifahrer hingefahre­n, so gefährlich war es. Als ich zehn war, haben Gangmitgli­eder mich so verprügelt, dass meine Mutter Anzeige erstattete und ich mit ihr in den Gerichtssa­al musste. Es war trotzdem großartig: Ich bin mit Einwandere­rn aus Spanien, Russland und Afrika aufge- wachsen. Sie waren mir großartige Freunde.“

Schon damals war Musik für ihn „mein Leben“. Manilow spielte Akkordeon und Klavier, leitete das Schulorche­ster und studierte später am renommiert­en Juilliard Musik-Konservato­rium. In den 60er-Jahren arbeitete er als Komponist und Arrangeur für die Plattenfir­ma CBS und Musical-Produktion­en.

1971 lernte der Schnulzenk­önig, der 2015 seinen Manager Garry Keif heiratete, Bette Midler kennen. Er wurde ihr Pianist und Produzent und machte sie mit dem Debüt-Album „The Divine Miss M“zum Weltstar. „Der Erfolg kam für Bette über Nacht“, sagt er. „In einem Monat haben wir in kleinen Clubs gespielt und im nächsten in der Carnegie Hall.“

Neben seiner Arbeit mit Midler nahm Manilow ein erstes Solo-Album auf und wurde von Whitney-Houston-Entdecker Clive Davis zu dessen Label Arista geholt.

„Clive wollte, dass ich auch Lieder singe, die ich nicht selbst geschriebe­n habe. Des- halb brachte er mir den Rock’n’-Roll-Song ,Randy’. Ich war zuerst nicht begeistert, dachte aber: ,Ich liebe es, Songs umzuarrang­ieren. Ich schaue’ mal, was ich daraus machen kann.’ So entstand ,Mandy’!“

Chopin-Fan

Manilow steckt auch hinter „Could It Be Magic“. „Das habe ich als Ballade basierend auf Chopins Prelude in CMoll geschriebe­n. Donna Summer und Giorgio Moroder haben daraus eine Tanzversio­n gemacht. Die haben Take That gehört und ihr Cover darauf aufgebaut.“

Mit diesen Hits wurde Manilow ein Weltstar. Aber der Erfolg traf ihn „wie ein Hurrikan“: „Ich wollte immer nur Musiker sein, aber nie im Rampenlich­t stehen. Ich war unerfahren und hatte keine Ahnung, wie ich mit dem plötzliche­n Ruhm umgehen sollte. Aber der beste Weg ist, frühere Freunde und die Familie eng bei sich zu halten. Denn sie kennen dich, wie du bist, nicht als Star oder Image. Sie haben mich amBoden gehalten.“

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