Galaktischer Filmstart
„Guardians of the Galaxy Vol. 2“bringt gehörig Space-Action in die Kinowoche.
The Guardians of the Galaxy Vol. 2. USA 2017. 136 Min. Von James Gunn. Mit Chris Pratt. KURIER-Wertung: Das berühmte zweite Album ist immer das Schwierigste, umso mehr, wenn das erste mit Jubel überschüttet wurde. Auch „Guardians of the Galaxy Vol. 2“hatte mit diesem Problem zu kämpfen – und eindeutig verloren.
Als die „Ober-Idioten der Galaxy“, wie sie sich selbst nannten, im Jahr 2012 als Superhelden-Scherzartikel aus dem Marvel-Comics-Universum sprangen, rissen sie das Publikum vom Sessel. Mit frischer Selbstironie und einem hüftschwingenden Retro-Soundtrack aus den 70erJahren erheiterten sie das ansonsten eher bierernste Universum der Superhelden.
Doch schon der MusikSchmäh funktioniert in der Fortsetzung längst nicht mehr so gut: Die seltsame Oldies-Playlist zwischen „My Sweet Lord“und „Wenn der Teekessel singt“(aka „Father and Son“) kann oft nur mühsam die Löcher im Erzählverlauf stopfen. Ganz abgesehen davon, dass die wirre Handlung etwas bedürftig daher kommt. Immerhin gibt sie Anlass für lustige Sketchabfolgen, die im fanta- sievollen Sci-Fi-Setting zwischen Sitcom-Humor und Actionlärm wechseln. Chris Pratt als bubenhafter Superheld Peter Quill und Zoe Salanda als grüngesichtige Kämpferin Gamora teilen sich ihren Leinwandauftritt mit Waschbär Rocket („Ich bin kein Waschbär“), dem vierkantigen Muskelmann Drax und Baby-Groot, einem herzigen Baummännchen mit dem IQ einer Holzkluppe.
Der vollmundige Waschbär ist es auch, der eine von zahlreichen Verfolgungsjagden auslöst. Er stiehlt einer goldfarbenen Priesterin wertvolle Weltall-Batterien und provoziert dadurch eine wilde Actionsequenz. Doch selbst im Angesicht großer Gefahr bleibt der Tonfall betont f lockig-locker: Die Größe der „Häufchen“(später des Penis’) wird diskutiert, die sich Rocket und Peter Quill wechselseitig ins Bett legen wollen. Ringsum explodieren die Flugzeuge. Da wird selbst Gamora sauer: „Wir werden wahrscheinlich gleich sterben und worüber redet wir? Häufchen!“
Schlingpflanze
Ja, kaum zu glauben. Aber manchmal landen die Wortwitze auch ganz gut. Kurt Russell hat einen bemerkenswerten Auftritt als Gott („Ich bin ein Gott mit kleinem ,g‘ “) und könnte eventuell Pe- ter Quills Vater sein. Er nennt sich Ego – Nomen est omen – und ladet Peter und Gamora auf seinen bizarren Planeten ein. Dort sieht es aus wie im psychodelischen Drogenrausch: Blubbernde Discokugeln explodieren, die farbenfrohe Inneneinrichtung im Schlingpflanzenstil besticht durch eine Mischung aus exotisch und billig.
All dem forcierten Actionspaß liegen Ernst gemeinte Themen zugrunde. Deine Familie sind die Freunde, die du dir aussuchst, zum Beispiel: Trotz aller Papa-Probleme, die reihum bei den Protagonisten aufpoppen. Diese Froh-Botschaft setzt sich letztlich gegen die biologi- schen Erzeuger durch und singt das Loblied der Ersatzfamilie. Selbst Peter Quills Ziehvater, dem schurkischen Blaugesicht Yondu, wird vergeben. Zuerst von Peter, der Yondu mit dem Vorwurf verblüfft, er habe ihn als Kind immer mit dem Auffressen gedroht („Das war doch nur Spaß!“). Dann von Sylvester Stallone persönlich, dem für seinen salbungsvollen Kurzauftritt als Ravager-Anführer wohl ein fetter MarvelScheck gewunken hat.
So kommt, mit dem Erfolg des ersten Teils im Rücken, „Guardians of the Galaxy, Vol. 2“breit grinsend auf uns zu – und liefert dann doch nur den halben Spaß.