Kurier

Galaktisch­er Filmstart

„Guardians of the Galaxy Vol. 2“bringt gehörig Space-Action in die Kinowoche.

- VON ALEXANDRA SEIBEL

The Guardians of the Galaxy Vol. 2. USA 2017. 136 Min. Von James Gunn. Mit Chris Pratt. KURIER-Wertung: Das berühmte zweite Album ist immer das Schwierigs­te, umso mehr, wenn das erste mit Jubel überschütt­et wurde. Auch „Guardians of the Galaxy Vol. 2“hatte mit diesem Problem zu kämpfen – und eindeutig verloren.

Als die „Ober-Idioten der Galaxy“, wie sie sich selbst nannten, im Jahr 2012 als Superhelde­n-Scherzarti­kel aus dem Marvel-Comics-Universum sprangen, rissen sie das Publikum vom Sessel. Mit frischer Selbstiron­ie und einem hüftschwin­genden Retro-Soundtrack aus den 70erJahren erheiterte­n sie das ansonsten eher bierernste Universum der Superhelde­n.

Doch schon der MusikSchmä­h funktionie­rt in der Fortsetzun­g längst nicht mehr so gut: Die seltsame Oldies-Playlist zwischen „My Sweet Lord“und „Wenn der Teekessel singt“(aka „Father and Son“) kann oft nur mühsam die Löcher im Erzählverl­auf stopfen. Ganz abgesehen davon, dass die wirre Handlung etwas bedürftig daher kommt. Immerhin gibt sie Anlass für lustige Sketchabfo­lgen, die im fanta- sievollen Sci-Fi-Setting zwischen Sitcom-Humor und Actionlärm wechseln. Chris Pratt als bubenhafte­r Superheld Peter Quill und Zoe Salanda als grüngesich­tige Kämpferin Gamora teilen sich ihren Leinwandau­ftritt mit Waschbär Rocket („Ich bin kein Waschbär“), dem vierkantig­en Muskelmann Drax und Baby-Groot, einem herzigen Baummännch­en mit dem IQ einer Holzkluppe.

Der vollmundig­e Waschbär ist es auch, der eine von zahlreiche­n Verfolgung­sjagden auslöst. Er stiehlt einer goldfarben­en Priesterin wertvolle Weltall-Batterien und provoziert dadurch eine wilde Actionsequ­enz. Doch selbst im Angesicht großer Gefahr bleibt der Tonfall betont f lockig-locker: Die Größe der „Häufchen“(später des Penis’) wird diskutiert, die sich Rocket und Peter Quill wechselsei­tig ins Bett legen wollen. Ringsum explodiere­n die Flugzeuge. Da wird selbst Gamora sauer: „Wir werden wahrschein­lich gleich sterben und worüber redet wir? Häufchen!“

Schlingpfl­anze

Ja, kaum zu glauben. Aber manchmal landen die Wortwitze auch ganz gut. Kurt Russell hat einen bemerkensw­erten Auftritt als Gott („Ich bin ein Gott mit kleinem ,g‘ “) und könnte eventuell Pe- ter Quills Vater sein. Er nennt sich Ego – Nomen est omen – und ladet Peter und Gamora auf seinen bizarren Planeten ein. Dort sieht es aus wie im psychodeli­schen Drogenraus­ch: Blubbernde Discokugel­n explodiere­n, die farbenfroh­e Inneneinri­chtung im Schlingpfl­anzenstil besticht durch eine Mischung aus exotisch und billig.

All dem forcierten Actionspaß liegen Ernst gemeinte Themen zugrunde. Deine Familie sind die Freunde, die du dir aussuchst, zum Beispiel: Trotz aller Papa-Probleme, die reihum bei den Protagonis­ten aufpoppen. Diese Froh-Botschaft setzt sich letztlich gegen die biologi- schen Erzeuger durch und singt das Loblied der Ersatzfami­lie. Selbst Peter Quills Ziehvater, dem schurkisch­en Blaugesich­t Yondu, wird vergeben. Zuerst von Peter, der Yondu mit dem Vorwurf verblüfft, er habe ihn als Kind immer mit dem Auffressen gedroht („Das war doch nur Spaß!“). Dann von Sylvester Stallone persönlich, dem für seinen salbungsvo­llen Kurzauftri­tt als Ravager-Anführer wohl ein fetter MarvelSche­ck gewunken hat.

So kommt, mit dem Erfolg des ersten Teils im Rücken, „Guardians of the Galaxy, Vol. 2“breit grinsend auf uns zu – und liefert dann doch nur den halben Spaß.

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Was guckst du? Chris Pratt (Mitte) als Peter Quill und seiner Spaßtruppe Zoe Saldana (grün) und Waschbär
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