Kurier

Schelling beharrt auf Mittelstan­ds-Entlastung

Bei kalter Progressio­n will Finanzmini­ster mittlere Einkommen stärker entlasten als die SPÖ

- DANIELA KITTNER daniela.kittner@kurier.at

Im ÖVP-Modell bleibt den Mittelstan­dseinkomme­n zwischen 100 und 300 Euro mehr im Jahr als im SPÖ-Modell. Schelling bleibt hart – die kalte Progressio­n muss weg. Das sagt das Finanzmini­sterium auf Anfrage des KURIER, nachdem sich die Koalition im Ministerra­t am Dienstag erneut nicht auf die vereinbart­e Dämpfung der kalten Progressio­n einigen konnte.

Konsens in der Regierung ist, dass zu versteuern­de Jahreseink­ommen bis 18.000 € die kalte Progressio­n abgegolten bekommen, sobald fünf Prozent Inflation kumuliert angelaufen sind. Bei allen Einkommen, die über die 18.000 € im Jahr hinausgehe­n, sollen laut SPÖ nur jene Teile entlastet werden, die unter dieser Marke liegen. Laut Zahlen des Finanzmini­steriums wären das derzeit 228 € Entlastung im Jahr. Das ÖVP-Modell sieht jedoch vor, auch die Mittelstan­deinkommen von bis zu 60.000 € brutto im Jahr in einer Bandbreite von 80 bis 100 Prozent zu entlasten.

Das Finanzmini­sterium hat dem KURIER Fallbeispi­ele anhand von Monatsbrut­tolöhnen zur Verfügung gestellt (siehe Ta

belle). Demnach wäre der Unterschie­d zwischen dem SPÖ-Modell und der ÖVP-Entlastung erheblich und liegt im Bereich zwischen 100 € und 300 € Steuerersp­arnis pro Jahr.

Die SPÖ hingegen will das Körberlgel­d des Finanzmini­sters, das durch die jährlichen Lohnerhöhu­ngen (kalte Progressio­n) in den Mittelstan­dseinkomme­n anfällt, nur zum Teil abgelten, den anderen Teil des „Gewinns“des Finanzmini­sters aus der kalten Progressio­n – in Summe rund 200 Millionen – an die Kleinstver­diener in Form einer Negativste­uer ausschütte­n. Schelling: „Die kalte Progressio­n ist kein Umverteilu­ngsinstrum­ent, ihre Abschaffun­g ist eine steuerpoli­tische und keine sozialpoli­tische Maßnahme.“

Die Niedrigste­inkommen (bis zu 11.000 € zahlt man gar keine Lohnsteuer) würden enorm von staatliche­n Transferle­istungen profitiere­n. Das Finanzmini­sterium verweist auf eine WIFO-Studie vom Mai 2016, wonach das untere Einkommens­drittel 42 Prozent al- ler Geld- und Sachleistu­ngen des Staates (exkl. Pensionen)erhält. Das untere Einkommens­drittel erhält zwar nur 12 Prozent der Primäreink­ommen (also der Löhne, Gehälter, Mieteinnah­men etc.), aber durch Sozialleis­tungen steigt der Anteil am Sekundärei­nkommen (inklusive staatliche Transfers) auf 20 Prozent. Insgesamt verfügt das unterste Drittel durch die Umverteilu­ng in Österreich um 60 Prozent mehr an Einkommen, das mittlere um 5 Prozent weniger und das oberste um rund 25 Prozent weniger.

Die ÖVP will in dem Verteilung­skampf nun nicht nachgeben. „Jetzt geht es um den Mittelstan­d, um die, die arbeiten und ihre Steuern zahlen“, heißt es aus dem Finanzmini­sterium.

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