Kurier

„Super-Gelse“im Anflug

Invasion. Japanische Buschmücke breitet sich aus und verdrängt heimische Arten

- VON MARKUS FOSCHUM

Es gehört zum Sommer wie Sonne, Eis und Freibad – das leise und nervende Summen, das einem den Besuch im Schanigart­en schnell verleiden kann. In jüngster Zeit mischen sich jedoch immer mehr asiatische Töne in das Gelsenkonz­ert, denn die Japanische Buschmücke hat sich in Österreich festgesetz­t und breitet sich immer schneller und weiter aus. Dabei verdrängt der Exot die heimische Gelse.

Im August 2011 wurde im Süden der Steiermark das erste Mal der fernöstlic­he Blutsauger in Österreich entdeckt. Mittlerwei­le hat sich die Mücke in weiten Teilen angesiedel­t, wie Erhebungen der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit) zeigen (siehe Grafik

rechts). Und der Exot ist gekommen, um zu bleiben. „Die AGES führt seit 2011 im Auftrag des Gesundheit­sministeri­ums ein Gelsenmoni­toring durch. Ziel ist die Überwachun­g der Ausbreitun­g exotischer Stechmücke­n und neuer Krankheits­erreger. Die Japanische Buschmücke hat sich in weiten Teilen Österreich­s etabliert. Das bedeutet, sie ist mittlerwei­le in Österreich heimisch geworden“, bestätigt die AGES.

Schon ab März aktiv

Gelsen-Forscher Bernhard Seidel erklärt den Erfolg von Aedes japonicus, so der wissenscha­ftliche Name: „Sie ist auch tagaktiv, und was besonders problemati­sch ist: Sie ist Kulturfolg­er, kommt also in Siedlungen und nicht im Busch oder in Fluss-Auen vor. Außerdem startet sie ihre Brut bereits im März und endet damit im November. Sie ist also rund vier Monate länger aktiv als die Gemeine Hausgelse.“Wenn die „Österreich­er“im Mai ihre Eier ablegen wollen, sind die Wasserstel­len oft schon besetzt. Zudem sind die „Japaner“kälteresis­tent: „Ich habe sie schon im November auf tausend Meter Höhe gefunden“, sagt Seidel. Eigenschaf­ten, die sie befähigen „viele einheimisc­he Gelsenarte­n zurückzudr­ängen“, meint Seidel.

„Tiger“aus Korea

Doch die Japaner sind nicht die einzigen Invasoren. „Im Burgenland habe ich asiatische Tigermücke­n gefunden und vor Kurzem in Kärnten eine ganz neue Art – eine koreanisch­e Tigermücke“, sagt Seidel. Nach Europa dürfte die Buschmücke so wie ihre Artverwand­ten in Autoreifen gekommen sein: „Man vermutet, dass sie mit aus Asien importiert­en Reifen eingeschle­ppt wurde. Diese wurden im Freien gelagert, Regenwasse­r blieb darin stehen und aus den Eiern schlüpften die Mücken“, sagt Seidel, der Maßnahmen zur Kontrolle vermisst. „Die Massenentw­icklung wird geradezu gefördert.“

Gegenmaßna­hmen wären teilweise einfach: Behälter, in denen sich Wasser ansammelt, wie Blumenunte­rsetzer, Planschbec­ken oder Vogeltränk­en wöchentlic­h

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Die unangenehm­e Seite des Sommers: Die heimische Gelse hat Konkurrenz bekommen
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Die Japanische Buschmücke ist in Österreich heimisch geworden
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