Die heiße Partyinsel der Österreich
Donauinselfest. Kreischalarm beim Falco-Tribute-Konzert am Samstag. 1,1 Millionen Menschen besuchten den zweiten Tag des Inselfests. Auch Bundeskanzler Kern drehte eine Runde über die Insel.
Pfeifen, Klatschen, Schreien. Als es auf der Hauptbühne Samstagabend kurz 22.30 Uhr komplett dunkel wurde – so wie damals beim Blitzeinschlag während des legendären Falco-Konzerts 1993 – war die Stimmung so geladen, wie schon lange nicht mehr. „Wie schaut’s aus, ist des no sei Wien?“, rief Roman Gregory in die Massen, bevor er seine Version von „Wiener Blut“zum Besten gab. So richtig ins Toben kam das Publikum, als Falcos Originalauftritt auf den Videowalls zugeschaltet wurden – etwa zu Julian Le Plays und Gianna Nanninis Duett von „Junge Römer“. „Machen wir es zu einem Abend, so wie’s erm gefallen hätte?“, meinte Gregory noch – und dem Kreischen der Fans nach zu urteilen, wollten sie der Aufforderung gerne nachkommen.
„Ollas leiwand“– Das war nicht nur jener Danzer-Titel, mit dem Norbert Schneider am frühen Samstagabend sein Konzert auf der Hauptbühne begonnen hatte. Das war auch das Motto der Festivalbesucher, die schon am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein und mehr als 30 Grad zum 34. Donauinselfest pilgerten. Aufgrund der Hitze anfangs zögerlich, entspannt, ohne Gedränge. Bis zum Headliner würden es 1,1 Millionen werden.
Am frühen Nachmittag drehte auch Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) die in Wahlkampfzeiten obligatorische Runde: Nachdem er vom dunkelblauen Polo ins SPÖ-rote FSG-Shirt gewechselt hatte, ging es mit Dutzenden Journalisten im Schlepptau über die Arbeitsweltinsel. „Freundschaft!“, kam es von rechts. „Dürfen wir Kärntner mit dir ein Foto machen?“Sie durften. Dann ging’s weiter.
Was es für Kern braucht, um gegen die Hitze der Insel gerüstet zu sein? „Sonnencreme, Sonnenbrille – und ein Twinni.“Mit dem war er passenderweise kurz zuvor ausgestattet worden. Kern wählte die grüne Hälfte.
Hohe Polizeipräsenz
Präsenter denn je waren jedenfalls Polizisten und Securitys. Der aktuellen Lage geschuldet war das Sicherheitskonzept in monatelangen Sitzungen adaptiert worden. Alle paar Meter stieß man auf Polizeibeamte oder Securitys. Die Taschen und Rucksäcke wurden genauer durchsucht. Der erste Tag, vermeldete die Polizei am Samstag, war sehr ruhig verlaufen. Bei 800.000 Besuchern gab es nur vereinzelte Personen- kontrollen und Verwaltungsanzeigen, sowie zehn strafrechtliche und verwaltungsrechtliche Festnahmen, unter anderem wegen Diebstahls, sexueller Belästigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt.
Sind die Besucher ob der Sicherheitslage beunruhigt? „Überhaupt nicht“, meint Alexander Emich, der extra aus Linz gekommen ist. Auch Julia und Corinna Karpfen haben sich nicht abhalten lassen, mit der Großfamilie von Salzburg anzureisen. Der gemeinsame Inselfestbesuch ist zur Tradition geworden, die sie nicht missen möchten.
Schmerzlich vermisst wird von vielen hingegen die Western- und Countrybühne, die Einsparungen zum Opfer gefallen ist. 4500 Musiker hatten im Lauf der Jahrzehnte auf der Bühne in der Brigittenauer Bucht ihre Auftritte gehabt. Die „Austrian Linedance Convention“wurde dort geboren, die OpenAir-Messe am Sonntag hatte auch in Zeiten von steigen- den Kirchenaustritten regen Anklang gefunden. „Mir fehlen die Worte“, meinte Heribert Naber. Ganz wollte man sich aber nicht geschlagen geben. Naber, der die Countryinsel 33 Jahre lang mit seiner Ehefrau Christine organisiert hat, ist an einem Gastrozelt auf der Insel anzutreffen. Countrymusik inklusive. „Disco Depression“kündigte hingegen der Nino aus Wien auf der FM4-Bühne an, bevor er dem Publikum – trotz gebrochenen Arms –mit Hits wie „Falsche Nummer“oder „Tränen machen wach“einheizte. Auf der Hauptbühne war zeitgleich – und direkt vor Falco – Schmusesänger Michael Bolton aufgetreten.