Oder hasst ihn“
Familienmitglieder, ob Interesse an einer Übernahme besteht. Seit jeher gibt es richtige Naschmarktfamilien. Die größten sind heute die Kaikovs (u. a. Tewa, Biowelt, Obsteck), die Dogans (Do-An, Deli, Dogan & Acer) und die Taskins (Asia Time, La Piazetta, Feinschmeck). Die Familie Molcho (Neni) expandierte vom Naschmarkt aus international. Auch die eng verzahnte Naschmarkt-Community macht es Newcomern schwer, mit innovativen Ideen Fuß zu fassen. Susanne Jerusalem fordert unter anderem eine Vorauswahl neue Markständler anhand von Konzepten.
Seitens der Stadt ist man mit der aktuellen Marktordnung aber zufrieden. „Die einen lieben den Naschmarkt, die anderen hassen ihn, das wird immer so sein“, sagt Marktamt-Sprecher Alexander Hengl. „Die Kunden bestimmen die Nachfrage.“
Liberalisierung gegen Regulierung: die Frage, wie es mit dem Naschmarkt weitergehen soll, ist auch eine weltanschauliche. Gemüsehändler und Naschmarkt-Legende Karl Kuczera sieht die Situation gelassen. „Einen Gemüsestand zu haben, war immer schon schwer“, sagt er. „Wenn die Leute nicht mehr kommen und nichts mehr kaufen, dann wird sich der Standler eben etwas anderes suchen und der Markt wird sich verändern“, meint Kuczera.
1974 eröffneten die Kuczeras am Naschmarkt ihren Stand. „Damals war der Markt tot, viele Stände standen leer“, sagt Kuczera. „Aber auf einmal hat es sich mit den Gastarbeiter-Kunden wieder belebt. Dann kamen die Ungarn und die Rumänen als Kunden, dann kam der Flohmarkt am Samstag.“
Heute sind es Touristen, denen sich der Handel anpasst. Aber immerhin: „Auch die Gastronomie bringt wieder Leute auf den Markt.“