In Salzburg verschmäht, in Caen gefeiert
Ivan Santini. Bei Red Bull durfte der Kroate 2007 zwei Minuten spielen, heute ist er ein Torjäger
Ivan wer? Selbst hartgesottene Salzburg-Fans rätseln. Zu Recht: Ivan Santini hat nur zwei Minuten für Österreichs Serienmeister gespielt. Im März 2007 war der damals 17-Jährige im Cup-Viertelfinale beim FC Kärnten kurz vor Schluss beim Stand von 3:0 für Vonlanthen eingewechselt worden. Mittlerweile hat der Kroate Karriere gemacht. In Frankreichs Ligue 1 gehörte Santini in der vergangenen Saison zu den besten Torschützen. 15 Treffer erzielte der heute 28-Jährige, gleich viele wie MonacoJuwel Kylian Mbappé oder Nizza-Star Mario Balotelli.
Während seine Konkurrenten aber für Topteams stürmen, traf Santini für Nachzügler SM Caen und verhalf den Nordfranzosen zum Klassenerhalt.
Santini, der im Jänner 2007 in den Red-Bull-Nachwuchs gekommen war, spielte zu einer Zeit bei Salzburg, als es für Spieler aus der eigenen Akademie fast unmöglich war, den Durchbruch zu schaffen. Für den damaligen Trainer Giovanni Trapattoni gab es keine jungen oder alten Spieler, nur gute und schlechte. Mit Tendenz zu den älteren allerdings: Mit viel Überredungskunst konnte der italienische Startrainer dazu gebracht werden, sich endlich einmal ein Spiel der Salzburg Juniors anzuschau- en, die damals unter Trainer Thorsten Fink bis ins Cup-Semifinale vorgedrungen waren. Trapattoni fiel genau ein Spieler ins Auge: Adi Hütter. Der spätere Salzburg-Trainer war damals fast 37 Jahre alt.
Unter Trapattoni bekam U-18-Spieler Santini genau jene zwei Minuten in Klagenfurt. Im Sommer 2008 wurde sein Vertrag nicht verlängert. Sein Pech war auch, dass Fink, sein großer Förderer, Salzburg im Jänner 2008 Richtung Ingolstadt verließ. „Er ist irgendwie mein Ziehsohn“, sagt der aktuelle Austria-Trainer noch heute.
Santinis Karriere schien mit 18 zu Ende zu sein, bevor sie richtig begann. Er war über ein halbes Jahr ohne Verein. Dann gab ihm Fink bei Ingolstadt noch eine Chance. Der Kroate kam im Februar 2009, Fink musste aber zwei Monate später gehen. Auch Santinis Gastspiel dauerte nur ein paar Monate.
Gutes Zeugnis
„Ich wollte ihn später nach Basel holen, aber da hat er im Probetraining nicht überzeugt“, erzählt Fink.
Trotzdem schwärmt der Austria-Trainer noch heute, wenn er über Santini redet: „Er ist kopf ballstark, hat Charakter und ist ein echter Stoßstürmer, der sich zwar nicht allzu viel bewegt, aber immer seine Tore macht. Er ist nicht der Schnellste, kann aber toll den Ball halten. Ich mag ihn.“
Der Durchbruch gelang dem Mittelstürmer vor vier Jahren in Belgien. Für KV Kortrijk erzielte er in seiner ersten Saison 16 Tore, ebenfalls in der Saison 2014/’15. Standard Lüttich kaufte ihn um 1,6 Millionen Euro. 15 Tore und der Cupsieg 2016 konnten Santinis Marktwert in Belgien erneut steigern. Letzten August holte ihn Caen für 2,5 Millionen Euro und gab ihm einen Dreijahresvertrag – gut angelegtes Geld.