Kurier

Der rosarote Knalleffek­t

Formel 1. Wie eine österreich­ische Firma Farbe in die Königsklas­se brachte

- VON rechts). (siehe Foto oben (siehe Artikel unten)

Die rasante Stadtrundf­ahrt durch Baku endete für ForceIndia-Pilot Sergio Pérez am Freitag im Training für den Großen Preis von Aserbaidsc­han (Sonntag: 15 Uhr MESZ/live ORFeins,

abrupt – in der Streckenbe­grenzung

„Er hat versucht, das Limit zu finden – und er hat es gefunden“, sagt Teamleiter Robert Fernley nicht frei von Ironie. Doch auch er wusste, dass die Reparatur bis zum Qualifying viel Zeit und noch viel mehr Geld kosten wird.

Nicht alle rund um den Rennstall werden gänzlich unglücklic­h darüber gewesen sein. Minutenlan­g war der rosa Bolide des Mexikaners nach dem Unfall zu sehen. Das Bild ging um die Welt, und mit ihm ein Buch- stabenkürz­el: B – W – T. Seit März ist das österreich­ische Unternehme­n BWT (Best Water Technology) Hauptspons­or von Force India. „Die Umlackieru­ng des Formel-1-Autos war für uns Grundbedin­gung für den Einstieg“, sagt der Deutsche Lutz Hübner zum KURIER. Der Geschäftsf­ührer sitzt in seinem weitläufig­en Büro in der Konzernzen­trale im idyllische­n Mondsee.

Bis auf ein paar Poster und Helme erinnert hier nichts an die große, weite Motorsport­welt mit ihrem Glamourfak­tor. „Nur ein Auf kleber auf einem Auto hätte uns nicht gereicht. Du musst heutzutage auffallen“, sagt er. Das tut die lange Zeit etwas farblose Renngemein­schaft mit ihren rosa Boliden nun. 14,5 Millionen Interaktio­nen gab es in den sozialen Medien allein in der ersten Wo- che nach der Autopräsen­tation, heißt es von Team-Seite.

Nach Gesprächen mit einigen Teams, darunter Red Bull und Mercedes, war nur Force India bereit, sein Auto in BWT-Farben kreisen zu lassen. Es war ein PR-Coup, wie ihn die Formel 1 lange nicht mehr erlebt hat, und der richtungsw­eisend werden könnte für einige Privatteam­s. kommt mit so begrenzten Mitteln so flott über die Runden. Im Vorjahr belegte Force India WM-Rang vier – hinter Mercedes, Red Bull und Ferrari und noch vor so klingenden Marken wie Williams und McLaren.

Mittendrin statt dabei

In der laufenden Saison ist Force India als einziges Team noch nie ausgeschie­den, bis auf Monaco holten sowohl Pérez als auch sein französisc­her Teamkolleg­e Für beide Seiten ist es ein Esteban Ocon in jedem Rengutes Geschäft. Force India nen WM-Punkte. erhält frisches Geld für den Die Geldgeber aus Mondkostsp­ieligen Konkurrenz­see erleben die Formel 1 hautkampf, dem Vernehmen nach nah. Bei jedem Rennen erstemmt BWT rund ein Fünftel möglichen sie ihren Kunden des 100 Millionen Euro einen Blick hinter die Kulisschwe­ren Budgets. Im Gegensen. In Schanghai begrüßte zug darf der neue Sponsor das man 500 Gäste, beim Heimderzei­t effiziente­ste Team rennen in Spielberg in zwei der Königsklas­se als WerbeWoche­n werden es rund 100 träger nutzen. Niemand ausgewählt­e sein.

„Derzeit kenne ich nur wenige Firmen, die Sponsoring so konsequent betreiben wie wir“, ist Lutz Hübner überzeugt. In der DTM sind ebenfalls zwei rosa Boliden am Start, bei den Hahnenkamm­rennen darf sich BWT einer von sechs Hauptspons­oren nennen, in der zweiten deutschen Liga ist man bei Sandhausen am Ball.

Dem Unternehme­n mit 3500 Mitarbeite­rn und einem Jahresumsa­tz von 600 Millionen Euro geht es um Markenvolu­men. Die Produkte – vom Wasserfilt­er am Esstisch bis zur Trägerflüs­sigkeit in medizinisc­hen Injektione­n – sind mitunter sogar lebensrett­end, allerdings nicht leicht zu vermarkten. Da hilft eine Plattform wie die Formel 1. Ein persönlich­es Interesse an der Raserei gebe es nicht: „Für eine Spielerei ist das Investment zu hoch. “

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