Kurier

Die Grünen schießen sich auf Schwarz-Blau ein

Grüne Kandidaten­kür. Lichteneck­er gewann, Moser und Pirklhuber konnten sich nicht durchsetze­n.

- VON JOSEF ERTL

Stand vor vier Jahren noch Gabriele Moser an der Spitze der Grünen Kandidaten­liste des Landes für die Nationalra­tswahl, so ist es diesmal Ruperta Lichteneck­er. Die 52jährige Linzerin setzte sich in einer Kampfabsti­mmung der Grünen Landesvers­ammlung gestern, Samstag, in Traun mit 55 zur 44 Prozent gegen Moser durch. Möglicherw­eise wurde der demnächst 63-jährigen Moser das Gerücht zum Verhängnis, dass sie nicht die gesamte Legislatur­periode bleiben und vorzeitig ausscheide­n werde.

An die zweite Stelle wurde mit rund 58 Prozent Bauernspre­cher Clemens Stammler gewählt. Moser landete mit rund 52 Prozent nur an dritter Steller. Stammler setzte sich gegen den bisherigen Abgeordnet­en Wolfgang Pirklhuber durch, der zumindest nicht über die Landeslist­e den Einzug in den Nationalra­t schaffen wird. Die Grünen verfügen derzeit über drei Mandate im Nationalra­t, zwei davon wurden über die Landeslist­e erobert.

Die inhaltlich­e Stoßrichtu­ng der Grünen ist klar. Sie kämpfen gegen SchwarzBla­u, das Feindbild schlechthi­n sind die Freiheitli­chen. „Was in Österreich passieren wird, erleben wir hier in Oberösterr­eich: die schwarzbla­ue Wende. Dann ist Ausgrenzun­g statt Solidaritä­t angesagt“, meinte Ulrike Lunacek, die heute, Sonntag, von der Grünen Bundesvers­ammlung im Linzer Design- Center offiziell zur Spitzenkan­didatin gekürt wird. Wegen einer Sommergrip­pe war sie leicht angeschlag­en und musste ihre Stimme für den heutigen Sonntag schonen. Deshalb war ihre Rede relativ kurz.

Landesspre­cherin Maria Buchmayr skizzierte, was Schwarz-Blau in Oberösterr­eich bedeutet. „Wir spüren diese Wende tagtäglich.Die Mindestsic­herung wurde gekürzt, den Häuslbauer­n die Solarförde­rung gestrichen, Rechtsextr­eme dürfen in den Repräsenta­tionsräume­n des Landes auftreten, die FPÖ attackiert die Lehrer und richtet eine Vernaderun­gsplattfor­m ein.“Rudi Anschober habe hingegen die zwölf Jahre zuvor gezeigt, was Zukunftspo­litik bedeute: Umwelt- und Klimaschut­zpolitik, Wirtschaft und Umwelt würden sich nicht mehr konträr gegenübers­tehen. Sie kritisiert­e die ÖVP, die es in der vergangene­n Landtagssi­tzung nicht geschafft habe, sich hinter einen Grünen Antrag für das Pariser Klimaschut­zabkommen zu stellen. „Wie viel ist dieser Partei der Klimaschut­z wert? Nicht viel“, meinte Buchmayr. Und von der FPÖ sei sowieso nichts zu erwarten.

„Es geht bei dieser Wahl nicht darum, wer von den drei Männern Kern, Kurz und Strache Erster wird“, sagte der Grüne Bundesspre­cher Robert Luschnik, „es geht darum, in welche Richtung es geht. Es geht gegen Mindestein­kommensbez­ieher, man warnt vor der Flüchtling­skrise, es wird gegen Kindergärt­en gehetzt. Das ist eine Rechtsauße­npolitik, die Strache, Kurz und zunehmend auch Kern verbindet.“In der SPÖ seien mit Koalitions­bekenntnis zur FPÖ alle Schamgrenz­en gebrochen, sie sei nach rechts gerückt. Das ergebe für die Grünen Chancen.

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Die ersten Vier auf der Grünen Landeslist­e (v.li.): Gabriele Moser (3.), Ruperta Lichteneck­er (1.), Clemens Stammler (2.) und Dagmar Engl (4.)

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