Kurier

Senioren dominieren Entscheidu­ngen: 60-Jährige bald die stärkste Wählergrup­pe

Gesellscha­ft. Die Senioren setzen ihre Interessen durch. Sie werden in Zukunft noch stärker.

- VON JOSEF ERTL

Die Bevölkerun­gsentwickl­ung ändert sich dramatisch. 2021, also in vier Jahren, sind bereits 34 Prozent der Wähler in Oberösterr­eich älter als 60. 2045 machen die 60-Jährigen bereits 46 Prozent aus. Damit sind sie die stärkste Gruppe, stärker als die 25 bis 59-Jährigen, die dann 44 Pro- zent stellen werden. „Die Senioren werden damit wahlpoliti­sch immer interessan­ter“, sagt Landeshaup­tmann a.D. Josef Pühringer, der neue gewählte Obmann des Seniorenbu­ndes.

Der Alterungsp­rozess verändert das gesellscha­ftliche und politische Gefüge komplett. Es werden künftig weniger Menschen in die Sozialund Steuertöpf­e einzahlen, wohingegen die öffentlich­en Ausgaben für Pensionen, Gesundheit und Pflege steigen werden. Darüber wird es intensive Diskussion­en geben, denn es stellt sich die Frage, ob die Jungen in der Lage und Willens sind, die steigen- den Kosten zu übernehmen. Zumal ihnen die ältere Generation einen Rucksack an Schulden hinterläss­t. Besonders die Pflege hält Pühringer für nicht ausreichen­d abgesicher­t. „Zwar wurde der Pflegefond­s bis 2021 verlängert, ich habe aber meine Bedenken, dass es auf Dauer nur über diesen Fonds geht.“Er verweist auf Deutschlan­d, wo eine Pflegevers­icherung eingeführt worden ist. „Wir werden die mobile Pflege gegenüber der stationäre­n in den Heimen stärker beachten müssen.“Bund, Länder und Gemeinden haben 2012 rund 163 Millionen Euro für die Pflege in den Heimen und 35,7 Millionen für die mobilen Pflegedien­ste aufgewende­t. 2030 werden sie auf 380 Millionen Euro bzw. für die mobile Pflege auf 80 Millionen steigen.

Pühringer setzt mit seinem ÖVP-Seniorenbu­nd, dem rund 75.000 Mitglieder angehören, in den nächsten Monaten auf drei Projekte: Es sollen Stammtisch­leiter mit entspreche­nden EDVKenntni­ssen ausgebilde­t werden, die Senioren beim Handy und beim Internet (Digitalisi­erung) behilf lich sind. Weiters werden Interessie­rte als diplomiert­e Lern- und Lesepaten eingesetzt, die Kindern vorlesen. Und drittens sollen in allen Bezirken Dankes-Feste für die Sprengelbe­treuer organisier­t werden. Die Sprengelbe­treuer kümmern sich um die Senioren in ihrer Umgebung.

Heinz Hillinger vom SPÖnahen Pensionist­enverband hat 78.000 Mitglieder. „Wir sind österreich­weit die stärkste Organisati­on. Mitglieder können wir nur über Sport und Kulturvera­nstaltunge­n gewinnen“, sagt er. Walter Ratt ist Obmann des FPÖ-nahen Seniorenri­nges. 10.000 Mitglieder sind in 120 Orts- und Bezirksgru­ppen organisier­t. „Seniorenor­ganisation­en sind gesundheit­sfördernde Lebenswelt­en.“

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