Der Gabelbissen bleibt der Renner
Riemenschneider. Die Salate und Aufstriche des Linzer Feinkostherstellers werden millionenfach verkauft
Fast jeder kennt ihn und verbindet persönliche Erinnerungen mit ihm: dem Gabelbissen. In meiner Kindheit, wo aus Spargründen nur das gegessen wurde, was die Mama zu Hause zubereitet hat, war er für mich der Inbegriff des Luxus. Der kleine Mayonnaise-Becher, garniert mit einem Heringsstückchen oder einem Radl Wurst oder mit einem Ei, ist noch immer ein Renner. Viereinhalb Millionen Mal jährlich geht er in Österreich über die Ladentische. Mit 1,59 Euro im Dreierpack ist er auch noch ausgesprochen günstig.
„Wir haben eine große Freude mit ihm“, sagt Elke Riemenschneider, die seit 2011 die Geschäfte des gleichnamigen Familienunternehmens führt, das LinzUrfahr situiert ist. Der Gabelbissen ist seit seiner Einführung vor rund 50 Jahren faktisch unverändert. „Wir haben sehr viele Traditionsartikel. Die Klassiker wie der Wurstsalat, der Liptauer oder der Gemüsesalat sind Dauerbrenner, die immer funktionieren.“Die Portionsgrößen werden angepasst, die Individualität hat zugenommen. Die neuen Ernährungstrends werden umgesetzt. So gibt es seit einer Woche einen Liptauer für Kalorienbewusste. Wobei sich hier eine Kluft zwischen den Antworten auf Fragen und und dem tatsächlichen Verhalten auftut, wenn man in die Einkaufskörbe schaut und sieht, was tatsächlich drin ist. Viele sagen A und meinen B. „Die Dosis macht das Gift“, meint dazu die 39jährige attraktive Firmenchefin. „Der 110-Gramm-Becher des Gabelbissen hat nur 200 Kalorien. Der Mensch ist ein Genießer, er will sich mit dem Essen letzten Endes selbst belohnen.“
Ein neues Produkt, auf das sie stolz ist, ist der Erdäpfelkäse, etwas typisch Ober- österreichisches. Er wird aus Sauerrahm und gekochten Erdäpfeln hergestellt. Die Geschmäcker sind verschieden. Während hierzulande beispielsweise der Heringkäse stark vertreten ist, kennen sie ihn in Tirol fast gar nicht. In Wien geht der Liptauer besser, während die Vorarlberger eher zu Schmelz- und Hartkäse greifen.
Elke Riemenschneider hat mit ihrem 66-jährigen Vater einen starken Mann an ihrer Seite. Er ist zwar sei t mehreren Jahren offiziell in Pension, aber noch täglich im Büro. Schließlich hat er sein ganzes Leben im Betrieb verbracht. „Er schaut noch immer drauf. Aber er kann sehr gut loslassen. Der Beruf war gleichzeitig sein Hobby. Wenn man selbstständig ist, heißt das selbst und ständig. Das habe ich von klein auf mitbekommen.“
Gegründet wurde das Unternehmen 1963 von ihrem Großvater Horst Riemenschneider. „Er hat in einem Wohnhaus auf 60 Quadratmetern begonnen. Mit Gemüsemayonnaise, Zigeunerkäse, Liptauer und Kräuterkäse.“Sie selbst ist nach der Matura an der HBLA LinzLandstraße in die Firma eingestiegen. Parallel dazu hat sie Betriebswirtschaft studiert. „Für mich war immer klar, dass ich das einmal übernehmen werde.“
Feinkost Riemenschneider ist in der Nahrungsmittelindustrie mit 30 Mitarbeitern und drei Millionen Euro Umsatz ein Nischenplayer, was gleichzeitig seine Stärke unter den Riesen der Han- delsketten ist. „Wir punkten mit Qualität und Frische.“Trotz der vielen Arbeit im Betrieb – sie ist vornehmlich für den Verkauf zuständig– engagiert sie sich auch in der Wirtschaftsvertretung. Als Chefin von Frau in der Wirtschaft in Linz und als Berufsgruppensprecherin für das Nahrungs- und Genussmittelgewerbe. „Wenn man selbstständig ist, heißt das selbst und ständig.“Elke Riemenschneider Geschäftsführerin