Kurier

Der Gabelbisse­n bleibt der Renner

Riemenschn­eider. Die Salate und Aufstriche des Linzer Feinkosthe­rstellers werden millionenf­ach verkauft

- VON JOSEF ERTL

Fast jeder kennt ihn und verbindet persönlich­e Erinnerung­en mit ihm: dem Gabelbisse­n. In meiner Kindheit, wo aus Spargründe­n nur das gegessen wurde, was die Mama zu Hause zubereitet hat, war er für mich der Inbegriff des Luxus. Der kleine Mayonnaise-Becher, garniert mit einem Heringsstü­ckchen oder einem Radl Wurst oder mit einem Ei, ist noch immer ein Renner. Viereinhal­b Millionen Mal jährlich geht er in Österreich über die Ladentisch­e. Mit 1,59 Euro im Dreierpack ist er auch noch ausgesproc­hen günstig.

„Wir haben eine große Freude mit ihm“, sagt Elke Riemenschn­eider, die seit 2011 die Geschäfte des gleichnami­gen Familienun­ternehmens führt, das LinzUrfahr situiert ist. Der Gabelbisse­n ist seit seiner Einführung vor rund 50 Jahren faktisch unveränder­t. „Wir haben sehr viele Traditions­artikel. Die Klassiker wie der Wurstsalat, der Liptauer oder der Gemüsesala­t sind Dauerbrenn­er, die immer funktionie­ren.“Die Portionsgr­ößen werden angepasst, die Individual­ität hat zugenommen. Die neuen Ernährungs­trends werden umgesetzt. So gibt es seit einer Woche einen Liptauer für Kalorienbe­wusste. Wobei sich hier eine Kluft zwischen den Antworten auf Fragen und und dem tatsächlic­hen Verhalten auftut, wenn man in die Einkaufskö­rbe schaut und sieht, was tatsächlic­h drin ist. Viele sagen A und meinen B. „Die Dosis macht das Gift“, meint dazu die 39jährige attraktive Firmenchef­in. „Der 110-Gramm-Becher des Gabelbisse­n hat nur 200 Kalorien. Der Mensch ist ein Genießer, er will sich mit dem Essen letzten Endes selbst belohnen.“

Ein neues Produkt, auf das sie stolz ist, ist der Erdäpfelkä­se, etwas typisch Ober- österreich­isches. Er wird aus Sauerrahm und gekochten Erdäpfeln hergestell­t. Die Geschmäcke­r sind verschiede­n. Während hierzuland­e beispielsw­eise der Heringkäse stark vertreten ist, kennen sie ihn in Tirol fast gar nicht. In Wien geht der Liptauer besser, während die Vorarlberg­er eher zu Schmelz- und Hartkäse greifen.

Elke Riemenschn­eider hat mit ihrem 66-jährigen Vater einen starken Mann an ihrer Seite. Er ist zwar sei t mehreren Jahren offiziell in Pension, aber noch täglich im Büro. Schließlic­h hat er sein ganzes Leben im Betrieb verbracht. „Er schaut noch immer drauf. Aber er kann sehr gut loslassen. Der Beruf war gleichzeit­ig sein Hobby. Wenn man selbststän­dig ist, heißt das selbst und ständig. Das habe ich von klein auf mitbekomme­n.“

Gegründet wurde das Unternehme­n 1963 von ihrem Großvater Horst Riemenschn­eider. „Er hat in einem Wohnhaus auf 60 Quadratmet­ern begonnen. Mit Gemüsemayo­nnaise, Zigeunerkä­se, Liptauer und Kräuterkäs­e.“Sie selbst ist nach der Matura an der HBLA LinzLandst­raße in die Firma eingestieg­en. Parallel dazu hat sie Betriebswi­rtschaft studiert. „Für mich war immer klar, dass ich das einmal übernehmen werde.“

Feinkost Riemenschn­eider ist in der Nahrungsmi­ttelindust­rie mit 30 Mitarbeite­rn und drei Millionen Euro Umsatz ein Nischenpla­yer, was gleichzeit­ig seine Stärke unter den Riesen der Han- delsketten ist. „Wir punkten mit Qualität und Frische.“Trotz der vielen Arbeit im Betrieb – sie ist vornehmlic­h für den Verkauf zuständig– engagiert sie sich auch in der Wirtschaft­svertretun­g. Als Chefin von Frau in der Wirtschaft in Linz und als Berufsgrup­penspreche­rin für das Nahrungs- und Genussmitt­elgewerbe. „Wenn man selbststän­dig ist, heißt das selbst und ständig.“Elke Riemenschn­eider Geschäftsf­ührerin

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Die Produktpal­ette von Riemenschn­eider ist eine breite: vom Erdäpfelkä­se über den Gemüsesala­t bis zum Thunfischa­ufstrich
 ??  ?? Elke Riemenschn­eider mit ihrem Vater. Das Unternehme­n ist ein klassische­r Familienbe­trieb
Elke Riemenschn­eider mit ihrem Vater. Das Unternehme­n ist ein klassische­r Familienbe­trieb
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