Der Hund ist nicht durchgestrichen
Eine Hinweistafel. Mir schwante Übles, aber das Schild war freundlich und rührte mich.
Dieser Tage gehe ich auf den Eingang eines Gartencenters zu und sehe schon von Weitem eine Tafel, auf der ein Hund abgebildet ist. Hundeschilder, die vor Häusern und Geschäften angebracht sind, alarmieren mich. Meist ist der Hund nämlich durchgestrichen und darunter steht dann – sinngemäß: „Es interessiert uns überhaupt nicht, ob Sie ein Gacksackerl mit haben, Ihr Köter soll anderswo sein Geschäft verrichten, am besten auf dem Mond, dort riecht es nur die NASA und nicht meine NASE.“
Als ich näherkomme, bemerke ich überrascht, dass der Hund auf dem Schild gar nicht durchgestrichen, sondern mit raushängender Zunge abgebildet ist. Und darunter steht: „Schluss mit der Folter im heißen Auto. Ich darf mit reinkommen.“
Die Hundezeichnung erinnert mich augenblicklich an Daria. Denn der hängt bei dieser Hitze die Zunge auch oft weiter hinunter als ihre Schlappohren.
Die Tafel rührt mich sehr. Verrückt genug, dass es sogar bei 35 Grad im Schatten Menschen gibt, die denken, ihr Hund sei im Auto gut aufgehoben, so lange nur das Fenster einen Spalt breit offen ist.
Doch ich kann das freundliche Hunddarf-mitkommen-Angebot leider nicht nützen, da ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, Daria bei dieser Hitze mitzunehmen. Und wieder nach Hause zu fahren, um den Hund zu holen – das scheint mir dann doch etwas übertrieben. Jedenfalls ein großes Dankeschön an die Firma Dehner, dafür, dass sie die Fläche vor ihrem Geschäftseingang nicht für gewinnbringende Gartenzwergwerbung nutzt, sondern dem Hot-Dog-Problem widmet.
Denn wer mit etwas mehr Empathievermögen als ein Hydrant ausgestattet ist und je aus der Nähe gesehen hat, wie es einem Ganzjahrespelzträger ab 30 Grad geht, der weiß solche Auf klärungsaktionen für Stumpfsinnige sehr zu schätzen.
Daria zum Beispiel liegt einfach nur flach. Sie sucht sich den kältestmöglichen Untergrund und wählt dann die stabile Seitenlage, um große Teile ihrer Körperoberfläche gegen den kühlen Boden zu pressen. Das Auto zum Beispiel würde sie dieser Tage niemals freiwillig besteigen. Weil Hunde ja in mancher Hinsicht intelligenter sind als Menschen und bestmöglich für sich sorgen – wenn man sie nur lässt.