Kurier

Voll vernudelt Pasta-Alternativ­en.

Mit Veggie und Low-Carb werden Nudeln aus Hülsenfrüc­hten und Gemüse mehrheitsf­ähig

- VON INGRID TEUFL

Mit Sauce Bolognese, Pesto Genovese oder einfach als kalter Nudelsalat zum Picknick – Pasta geht praktisch immer! Der Erfolg von Nudeln liegt auf der Hand: Kaum ein Grundprodu­kt ist so vielfältig in der Küche einsetzbar. Und schnell geht’s auch noch. In Zeiten von Glutenfrei­heit, veganer Küche und LowCarb sind Teigwaren aus Weizen und Eiern aber ein wenig ins Abseits geraten.

Aber genau diese Trends haben den Markt für alternativ­e Nudeln geradezu befeuert. Daher muss man heutzutage längst nicht mehr nur zu Glasnudeln aus dem Asia-Markt greifen. Pasta aus dem Mehl von Hülsenfrüc­hten, Soja oder der Konjakwurz­el sind auf dem Vormarsch: Auch in normalen Supermärkt­en werden damit die Regale zunehmend gefüllt.

Früher Arme-Leute-Essen

„Hülsenfrüc­hte sind in der veganen Szene schon lange ein Thema. Sie zu Pasta zu verarbeite­n, war da nur ein logischer nächster Schritt“, sagt Josefine Maran, die mit ihrem Mann zuerst eine vegetarisc­he Supermarkt­kette aufgebaut hat und jetzt einen Vegan-Markt in Wien betreibt. Einst als „Arme-Leute-Essen“verrufen, haben es Linsen, Kichererbs­en und andere Hülsenfrüc­hte mittlerwei­le zum Trend-Essen geschafft. „Früher war ein Kichererbs­en-Knäckebrot nicht zu verkaufen, heute gibt es viel mehr Auswahl, weil der Markt durch experiment­ierfreudig­e und ernährungs­bewusste Kunden wächst.“Und das merken auch die Produzente­n. Spaghetti, Spirelli oder Penne? Kein Problem!

Ernährungs­wissenscha­ftler sehen positiv, dass mit den Alter- nativen mehr Hülsenfrüc­hte in den Speiseplan kommen. „Ihr Potenzial wird ohnehin unterschät­zt“, sagt Eva Derndorfer. Sie liefern viel pflanzlich­es Eiweiß und haben wenig Kohlenhydr­ate. Diese Kombi sättigt und lässt den Blutzucker nur langsam ansteigen. „Es geht aber nicht um ein Entweder-oder“, betont Derndorfer. „Nudeln aus Hülsenfrüc­hten sind eine gute Erweiterun­g des kulinarisc­hen Spektrums.“

Sie erweitern den Geschmacks­horizont – obwohl die Linsen- oder Kichererbs­en-Nudeln für manche gewöhnungs­bedürftig sind. Andere lieben die neuen Nuancen, die das jeweilige Mehl mit sich bringt. „Im Großen und Ganzen ist der Eigengesch­mack der Nudeln nicht stark ausgeprägt“, findet Maran. Dadurch lassen sie sich gut mit diversen Soßen kombiniere­n. Für Derndorfer, auch Sensoriker­in, hängt der Erfolg von Nudelalter­nativen auf dem Teller neben der richtigen Zubereitun­g mit den sensorisch­en Gewohnheit­en zusammen. „Wer klassische Pasta mit Tomatensau­ce liebt, wird mit dem Geschmack von Hülsenfrüc­hten in Nudelform möglicherw­eise nicht glücklich.“

Form und Funktion

Die Form eines Lebensmitt­els dürfte für den Menschen ein wesentlich­es Element für das persönlich­e Geschmacks­empfinden sein. Denn wie könnte es sonst sein, dass Gemüse-Spaghetti so beliebt wie nie sind? Teilweise werden sie sogar als „kohlenhydr­atfreie Nudeln“beworben – dabei sind sie nichts anderes als simple Karotten oder Zucchini. Doch mit einem speziellen Spiralschn­eider bearbeitet, kurz mit heißem Wasser blanchiert und mit Sauce vermischt, ist das Nudelgeric­ht perfekt. Am beliebtest­en ist übrigens die Zucchini. In Nudelform hat sie es sogar zu einem eigenen Namen gebracht: „Zoodles“steht für die Kombinatio­n von Zucchini und dem englischen „noodles“.

Anders ist das bei der gerade gehypten Konjak-Nudeln (auch Shirataki). Für die aus Japan stammende Nudelalter­native wird die Teufelswur­zel fein vermahlen und dann mit einem Stabilisat­or (Kalziumhyd­roxid) gekocht. Die gelartige Masse kann dann in Nudel- oder auch Reisform gepresst werden. Die weißen Nudeln erinnern an asiatische Glasnudeln. Allerdings ist die Konsistenz im Vergleich zu italienisc­her Pasta eher gelbis gummiartig. Liebhaber loben jedoch ihren geringen Kalorienge­halt von nur zehn Kilokalori­en pro 100 Gramm. Daher sollen sie beim Abnehmen helfen und den Cholesteri­nspiegel niedrig halten.

In der Küche nehmen die Nudeln nach dem Kochen schnell Geschmack und Farbe der Sauce an. Da kommt es aber auf Gespür an, warnt Josefine Maran. „Für asiatische Gerichte mit scharfen Gewürzen wie Ingwer und Knoblauch sind sie perfekt. Aber zu einer Tomatensau­ce passen sie gar nicht.“

Die Form macht die Nudel: Mit speziellen Spiralschn­eidern werden Zucchini, Karotten, roten Rüben oder Kürbis zu Pasta

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Bunte Vielfalt: Die neuen Nudeln sind von Natur aus bunt und erweitern das kulinarisc­he Spekturm. Gleichzeit­ig kommen damit öfter Hülsenfrüc­hte auf den Tisch, die hochwertig­es pflanzlich­es Eiweiß liefern
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 ??  ?? Fast kalorienfr­ei: Konjak-Nudeln kommen ursprüngli­ch aus China
Fast kalorienfr­ei: Konjak-Nudeln kommen ursprüngli­ch aus China

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