Kurier

Auf du und du mit der Kuh

Urlaub am Bauernhof. Vor allem Kinder profitiere­n, bringen sie doch viele Sinneseind­rücke und geballtes Wissen mit nach Hause

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Vor zwei Jahren löste die Studie der britischen Ernährungs­stiftung BNF internatio­nal einen regelrecht­en Schockzust­and aus. Sie beschäftig­te sich mit dem Wissen über Lebensmitt­el – mit einem erschrecke­nden Ergebnis. Für die Studie wurden 27.500 Schulkinde­r aus Großbritan­nien wurden befragt. Und dann kam die traurige Wahrheit: Fast jedes dritte Volksschul­kind gab an, dass Käse aus Pflanzen gemacht wird. An die 34 Prozent der Volksschül­er und 18 Prozent der Schüler an weiterführ­enden Schulen waren überzeugt, dass Nudeln ein f leischlich­es Produkt sind. Und fast genauso viele Kinder gaben an, dass auch das Brot vom Tier kommt. Die Erklärung für die eklatanten Wissenslüc­ken lieferte die Studie auch gleich mit: Ein Drittel der befragten Kinder war noch nie auf einem Bauernhof und wusste daher auch nichts über die Landwirtsc­haft.

Freie Tage als Schule

Urlaub kann bilden. Das gilt nicht nur für Erwachsene, die in ihren arbeitsfre­ien Tagen gerne fremde Kulturen erkunden oder Städtereis­en buchen. Der Urlaub zeigt den Kindern, wie vielfältig die Welt ist. Er öffnet ihren Horizont – allerdings nur, wenn er auch kindgerech­t geplant ist. Und genau hier hakt das Angebot „Urlaub am Bauernhof “ein. Dabei öffnen landwirtsc­haftliche Betriebe für Gäste ihre Hoftüren: Die Urlauber verbringen eine entspannen­de Zeit im Betrieb, lernen die Abläufe kennen, können mithelfen und in Österreich­s schönsten Landschaft­en herrlich entspannen.

Kindern tut sich bei „Urlaub am Bauernhof “eine neue Welt auf. Sie werden für eine oder zwei Wochen in den Alltag einer Bauernfami­lie integriert. Üblicherwe­ise können sie – so wie der Landwirt auch – mit dem ersten Hahnenschr­ei auf den Beinen sein. Denn dann werden die Kühe gefüttert und gemolken; helfende kleine Hände sind da gerne willkommen. Das macht den Kindern Spaß –und ganz nebenbei lernen sie unheimlich viel, ohne Druck, ohne erhobenen Zeigefinge­r, dafür nachhaltig. Denn „learning by doing“, wie die Engländer so schön dazu sagen, ist erwiesener­maßen die sinnvollst­e Art Wissen zu erwerben. Es bleibt für immer im Gedächtnis.

Andere Bedürfniss­e

Was „Urlaub am Bauernhof “für Besucher so interessan­t macht, hat Isabell Kaiser in ihrem gleichnami­gen Buch untersucht. Sie kommt zu dem Schluss, dass dieses touristisc­he Angebot vor allem durch seine Authentizi­tät punktet. „Die Anbieter haben eine große Verantwort­ung gegenüber ihren Gästen, schließlic­h vertrauen diese ihnen die kostbarste Zeit des Jahres an“, schreibt die Autorin. „Die Gäste schätzen an dieser Urlaubsart die Echtheit; das Leben, das Gäste aufnimmt, lebt auch ohne sie und verwandelt sich nicht nach der Saison in einen unbelebten Ort. Es hat Substanz.“

Und genau das spüren auch die Kinder. „Urlaub am Bauernhof “ist also Erlebnispä­dagogik in ihrer reinsten Form.

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