Kurier

SP: „Glaubwürdi­gkeitstest“für Kurz

Arbeitsrec­ht/Tourismus. Beschluss der ÖVP-Forderunge­n im September?

- – MICHAEL BACHNER

Nicht nur führende SPÖ-Politiker wie Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser oder Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d, sondern auch Spitzengew­erkschafte­r fordern ÖVP-Chef Sebastian Kurz auf, seinen Worten Taten folgen zu lassen.

Der Frontmann der Volksparte­i hat zuletzt die arbeitsrec­htliche Gleichstel­lung von Arbeitern und Angestellt­en gefordert – eine alte SPÖIdee. Die Roten machen daraus eine „Nagelprobe“für den VP-Chef.

Bernhard Achitz, Leitender Sekretär im ÖGB, erinnert im KURIER-Gespräch daran, dass es in der Frage der – bisher unterschie­dlichen – Entgeltfor­tzahlung im Krankheits­fall für Arbeiter und Angestellt­e ein seit Längerem fertig ausverhand­eltes Sozialpart­ner-Konsens-Papier gebe. Achitz: „Wenn Kurz sich und seine Forderung ernst nimmt, kann man das am 20. September im Nationalra­t sofort beschließe­n. Auf Experteneb­ene sind wir uns da längst einig gewesen.“

Ähnlich argumentie­ren die roten Schwergewi­chte Kaiser, Leichtfrie­d und Kanzleramt­sminister Thomas Drozda. Sie versuchen Kurz einem „Glaubwürdi­gkeitstest“zu unterziehe­n.

Leichtfrie­d sagt, dass die rechtliche Gleichstel­lung von Arbeitern und Angestellt­en „bis dato immer am Widerstand der Volksparte­i“gescheiter­t sei. „Dass die ÖVP jetzt endlich auf die Linie der SPÖ einschwenk­t, ist erfreulich. Machen wir Nägel mit Köpfen“, erinnert der Minister an den möglichen Beschluss am 20. September.

Geld & Fristen

Schwierig wird es wie immer im Detail. Während sich das besagte Sozialpart­ner-Papier auf die Frage der Entgeltfor­tzahlung beschränkt, spricht Leichtfrie­d bereits von einem einmonatig­en Kündigungs­schutz für alle und der ebenso nötigen Angleichun­g bestimmter Sonder-Urlaubsrec­hte (z.B. wenn die Schule der Kinder gesperrt ist).

Beim Kündigungs­schutz gibt es noch keine Sozialpart­ner-Einigung, aber schrittwei­se Angleichun­gen in Kollektivv­erträgen in den vergangene­n Jahren.

Und Kurz hat sich bis dato noch keine Detail-Vorstellun­gen entlocken lassen.

So ist derzeit offen, was alles – wenn überhaupt – am 20. September beschlosse­n werden könnte.

Einfacher ist da schon eine Steuerfrag­e zu beantworte­n. Kurz spricht sich für eine Senkung der Mehrwertst­euer auf Nächtigung­en im Tourismus aus – von 13 auf zehn Prozent. Überrasche­nd ist die Idee insofern, als die Erhöhung von zehn auf 13 Prozent ein Teil der Steuerrefo­rm war, die SPÖ und ÖVP beschlosse­n haben.

Ähnlich der SPÖ pocht die Tourismusw­irtschaft auf die rasche Beschlussf­assung der Steuererle­ichterung noch vor der Wahl am 15. Oktober. Das wichtigste Argument lautet hier: Rings um Österreich sei die Mehrwertst­euer – etwa in der Schweiz oder Deutschlan­d – deutlich niedriger. Freilich wurde hierzuland­e soeben ein Rekord an Nächtigung­en gemeldet.

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Bernhard Achitz, Leitender Sekretär im ÖGB, erinnert an erzielte Sozialpart­ner-Einigung

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