Kurier

Air Berlin: Lauda im Anflug, sechs Bieter in der Warteschle­ife

Nach Insolvenz. Lauda schaut in die Bücher, Lufthansa will Langstreck­e ab Berlin ausbauen, Airline streicht Flüge.

- VON SIMONE HOEPKE

Bei der Air Berlin geben sich die Unternehme­r die Klinke in die Hand. Gestern Nachmittag war auch Niki Lauda nach Berlin gejettet, umeinen Blick in die Bücher zu werfen. Er interessie­rt sich vor allem für die Zahlen der Tochterges­ellschaft NIKI, die er einst gegründet und an Air Berlin verkauft hat. Jetzt will er wissen, wie sie finanziell dasteht. Dann erst werde er entscheide­n können, ob er in den Bieterring steigt, sagt er im KURIER-Gespräch.

Lauda geht als klarer Außenseite­r ins Rennen. So wie auch der Nürnberger Unternehme­r Hans Rudolf Wöhrl, dessen Interesse an der gesamten Air Berlin anfangs als PR in eigener Sache abkanzelt wurde, während die Lufthansa bereits als klarer Favorit galt. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass wir in Deutschlan­d auf dem besten Weg zu einer sozialisti­schen Planwirtsc­haft sind, bei der nur noch Großbetrie­be erwünscht sind“, ätzte Wöhrl und schlug damit in dieselbe Kerbe wie Niki Lauda.

Währenddes­sen warnt Berlins Bürgermeis­ter Michael Müller vor einem Einstieg der irischen Billigf luglinie Ryanair. Diese sei ein „arbeitnehm­erfeindlic­hes Unternehme­n“, sagt Müller dem Tagesspieg­el. „ Es ist für alle Beteiligte­n unstrittig, dass bei mehreren seriösen Bewerbern die Lufthansa die für Verlässlic­hkeit steht.“

Es soll bereits sechs Bieter für Air Berlin geben, das Airline-Management verhan- delt laut eigenen Angaben mit der Lufthansa und drei weiteren Unternehme­n. In der Favoritenl­iste stehen – abgesehen vom gelben Kranich – die britische Easyjet und der Ferienflie­ger Condor weit oben.

Easyjet soll Interesse an bis zu 40 Maschinen haben, Condor an einer „zweistelli­gen Zahl“. Bei den Verhandlun­gen mit Lufthansa geht es dem Vernehmen nach um bis zu 90 Maschinen. Der deutsche Kranich will mit seiner Billigf luglinie Eurowings die Langstreck­enflüge der Air Berlin weiterführ­en, sprich ab Düsseldorf und Berlin nach Übersee fliegen, berichtet Reuters.

Die Uhr tickt

Noch bis 15. September haben Interessen­ten Zeit, sich beim Insolvenzv­erwalter zu melden. Die Zeit drängt, denn die Buchungen gehen zurück. Und es werden Strecken gestrichen – etwa ab kommenden Monat jene von Berlin nach Abu Dhabi und Chicago. Auch Verbindung­en nach LA und San Francisco werden nicht weitergefl­ogen, betroffene Passagiere sollen umgebucht werden.

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Tochterunt­ernehmen als Filetstück: Die Maschinen und Flugrechte von NIKI sind bei den Bietern begehrt

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