„Wir führen kein Standardleben“
Paarlauf. Christof und Louise Höpler managen gemeinsam das gleichnamige Weingut. Die Aufgaben sind verteilt, die Grenzen dazwischen jedoch fließend.
Die Liebe hat Louise Höpler nach Österreich verschlagen. Vor vier Jahren hat die Londoner Fondsmanagerin den burgenländischen Winzer Christof Höpler geheiratet. Vor zwei Jahren ist sie nach Österreich übersiedelt – „meine Frau hat gemerkt, dass ich hier noch mehr verwurzelt bin als sie in London“, schmunzelt Christof Höpler. Gewohnt wird in Wien, gearbeitet wird in Breitenbrunn, wo sich die Kellerei befindet, und in Winden, wo Christof Höpler im ehemaligen Weingut der Familie eine Weinerlebniswelt betreibt.
Louise Höpler, die perfekt Deutsch spricht, arbeitet seit ihrer Übersiedlung im Betrieb ihres Mannes mit. Nachdem sie in die verschiedenen Bereiche hinein geschnuppert hatte, ist sie derzeit auf der Marketing- und PR-Schiene daheim. Seine Frau sei allerdings eine Allrounderin, die für jegliche Einsätze zu haben sei, sagt Christof Höpler. Ursprünglich sei es sein „Ösi-Ansatz“gewesen, seine Frau strukturiert einzubinden. „Aber das funktioniert mit ihr nicht so ganz, dafür ist sie zu dynamisch“, gesteht Höpler schmunzelnd ein. Reibereien gibt es bei dem Winzer, der rund 75 Prozent seiner Produktion vor allem in die USA, die Niederlande, nach Großbritannien, Skandinavien und zunehmend auch nach Asien exportiert, dennoch nicht. „Bei uns läuft alles wie geschmiert, ohne dass wir viel darüber reden müssen“, sagt Höpler.
Zwei Standbeine
Ganz hat Louise Höpler, die ihren Mann seit rund 20 Jahren kennt, die Brücken zu ih- rem früheren Leben nicht abgebrochen: sie sitzt nach wie vor in England in einigen Aufsichtsräten. „Mir ist es ganz wichtig, dass meine Frau unabhängig und selbständig ist“, sagt Höpler. Sowohl in seelischer als auch finanzieller Hinsicht. „Wir sind zusammen, weil wir zusammen sein wollen und nicht, weil wir uns brauchen“. Einen Ehevertrag hat das Paar dennoch – allerdings ist er nicht unterschrieben. Dazu sei vor der Hochzeit keine Zeit gewesen. „Ich gehe nicht davon aus, dass ich das einmal bereuen werde. Na- türlich könnten wir auch jetzt noch unterschreiben“, sagt Höpler.
Definierte Bereiche
Er rät Paaren, die gemeinsam ein Unternehmen führen, vor allem dazu, die Bereiche genau zu definieren und einander Freiräume zuzugestehen. Sowohl beruf lich als auch privat. „Diese Freiräume muss der andere respektieren, er muss quasi anklopfen, wenn er eintreten will“, sagt Höpler. Wichtig sei weiters, den typischen Alltag zu durchbrechen. Beim Winzerpaar ist dies kein Problem: „Wir wohnen in Wien, arbeiten im Burgenland, sind aber gleichzeitig viel unterwegs“, sagt Höpler, der heuer bereits 14 Wochen in den USA, dem Hauptexportmarkt, unterwegs war. „Wir führen kein Standardleben“, ist er überzeugt.