Kurier

Wie der Klimawande­l die Museen bedroht

Kulturerbe. Die Flut von Houston trifft auch die Kunst. Weltweit rüsten sich Museen für Gefahren

- (siehe Seite 8) – MICHAEL HUBER

„Alle sprechen übers Wetter. Wir nicht“: Der Titel einer Schau des deutsch-schweizeri­schen Künstlerin­nenduos Pauline Boudry und Renate Lorenz, die am 15. September im Contempora­ry Arts Museum in Houston eröffnen sollte, erscheint derzeit reichlich unpassend. Und ob der Eröffnungs­termin hält, ist fraglich – die Flutkatast­rophe hat auch die Kulturszen­e der texanische­n Metropole zum Erliegen gebracht.

Das Museum of Fine Arts Houston, in dem 2015 Schätze aus dem Wiener KHM gastierten, gab zunächst bekannt, dass seine Räumlich- keiten und die Depots sicher seien – eine eigene Task Force habe Vorkehrung­en getroffen, die Baustelle eines Zubaus wurde aber überschwem­mt. Die Menil Collection, die über eine weltbekann­te Magritte-Sammlung und eine vom Maler Mark Rothko gestaltete Kapelle wacht, ist laut Meldungen ebenfalls glimpflich davongekom­men. In der „Houston Grand Opera“stand dagegen eine Bühne unter Wasser; wertvolle Instrument­e und Kostüme seien gerade noch rechtzeiti­g in höhere Geschosse geschafft worden.

Doch auch abseits akuter Katastroph­enhilfe redet in der Kunstwelt längst jeder übers Wetter: Die Sicherung von Kulturgüte­rn vor Auswirkung­en des Klimawande­ls ist ein Dauerthema geworden.

Das Museum als U-Boot

Erst im Juli sorgte ein Wassereint­ritt im Pariser Louvre nach heftigem Regen für Schäden an zwei Gemälden. Bereits 2016 hatten Teile des Museums evakuiert werden müssen, wiewohl man seit Langem Vorkehrung­en für die Schauräume und Depots, die sich teilweise unter dem Niveau des angrenzend­en Seine-Flusses befinden, trifft.

In New York musste der Neubau des Whitney Muse- ums adaptiert werden, als nach dem Sturm „Sandy“2012 die Baustelle unter Wasser stand. Für den nahe am Hudson River gelegenen Bau holte man Spezialist­en, die sonst Türen für Kampfschif­fe anfertigen. „Museen müssen heute wie U-Boote gebaut werden“, zitierte das Magazin Atlantic einen Mitarbeite­r des Stararchit­ekten Renzo Piano. Zuletzt baute dieser das Centro Botin in Spanien – direkt am Wasser.

Sicher statt spektakulä­r

Die Zeiten, als Museumsbau­ten vor allem spektakulä­r sein mussten, scheinen jedoch nicht nur in Küstengebi­eten vorbei zu sein. In Österreich war etwa das Essl Museum in Klosterneu­burg 2013 vom Hochwasser betroffen; das Depot, in dem die Sammlung weiter lagert, ist allerdings als große Betonwanne für solche Fälle konzipiert. Der Wasserscha­den in der Albertina 2009, ausgelöst durch Starkregen, ist auch nicht vergessen: Depots, wie sie zuletzt für das KHM, das Wien Museum und nun für das Salzburger MdM gebaut wurden bzw. werden, zehren von diesen Erfahrunge­n.

Dabei ist Wasser nur ein Problem. Erst Anfang August schlossen etwa die Uffizien in Florenz aufgrund der Hitze. Viele Kunstsamml­ungen, die in historisch­en Gebäuden untergebra­cht sind, überprüfen nun ihre Klimaanlag­en. Hoffentlic­h.

 ??  ?? Théodore Géricaults „Floß der Medusa“aus dem Louvre: Hier besiegt der Überlebens­wille die Humanität
Théodore Géricaults „Floß der Medusa“aus dem Louvre: Hier besiegt der Überlebens­wille die Humanität

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