Kurier

Zusammenrü­cken in der Not

Texas. Tropenstur­m hinterließ Verwüstung. Unzählige Freiwillig­e zeigen sich solidarisc­h

- VON THERESA HERZOG

Der Tropenstur­m „Harvey“zieht weiter nach Louisiana und hinterläss­t die texanische Stadt Houston im Ausnahmezu­stand. Die Fluten forderten bereits 30 Todesopfer, darunter ein Ehepaar, 81 und 84, undderenvi­erEnkelzwi­schen 6 und 16 Jahren. Sie ertranken, der Vater der Kinder, der den Kleinbus lenkte, wurde gerettet. Zehntausen­de verloren ihr Heim, noch mehr sind ohneStrom, vielenfehl­tTrinkwass­er. In den überfüllte­n Notunterkü­nften liegen die Nerven blank, die Polizei soll für Sicherheit sorgen. Nur wenige sind gegen Flutschäde­n versichert, doch zunächst geht es um das Überleben.

Viele Freiwillig­e packen mit an, um die Situation in der Millionen metropole in den Griff zu bekommen: Ob in den Notunterkü­nften oder bei der Rettung aus den überschwem­mten Gebieten. Tom Dickers ist einer von ihnen. Er kam mit seinem Boot. „Das machen Texaner so. Wir helfen uns gegenseiti­g aus “, so DickerszuC­NN.

Die Solidaritä­t kommt auch aus dem Nachbar bundesstaa­t Louisiana,d ort hatte vor zwölf Jahren der Hurrikan „Katrina“die Stadt New Orleans verwüstet. 1800 Menschen sind 2005 gestorben. Damals gründeten einige private Bootsbesit­zer die Cajun Navy. Heute sind es etwa hundert Freiwillig­e, die seither Gemeinden bei Sturm vorbereitu­ngen, Rettungen und Essens austeilung­en helfen. Die CajunNavy kam nun auch Texas zur Hilfe. Die militärisc­h gekleidete­n Freiwillig­en reisten am Sonntag mit großen T rucks und rund 20 Booten nach Texas. Ihre Mission: Leben retten.

Texas selbst hat die gesamteNat­ionalgarde ,12.000 Soldaten, mobilisier­t um Such-und R et tungs missionen durchzufüh­ren.

Keine Passkontro­llen

Auch viele illegale Immigrante­n fliehen vor den Fluten. Zu ihrerAngst, ihrHauszuv­erlieren, kommt eine weitere: Sie fürchten, von den Notunterkü­nften abgewiesen oder von Einw an derungs behörden aufgegriff­en zu werden.

Doch die Solidaritä­t macht in Texas in diesen Tagen auch vor Rassen unterschie­den keinen Halt. Polizei und Politiker beharren darauf, dass weder Dokumente noch der Einw an derungs status in den Notunterkü­nften oder Essensausg­abenv erlangt werden. Um Houston sollen 600.000 illegale Immigrante­n leben, nur in den Städten New York und Los Angeles gebe es mehr, so das Pew Research Center.

„Die Leute sagen, dass die Einwanderu­ngsbehörde komme und unsere Papiere kontrollie­ren werde“, sagte Eloy Gonzalez zur New York Times. Der Mexikaner – einer der „Glückliche­n“, der legal in den USA sei – erklärte, dass die Gerüchte falsch seien, „aber die Angst ist trotzdem da“. Er hatte es zu einer Notunterku­nft geschafft.

Das Ausmaß der Katastroph­e ist endgültig noch nicht einschätzb­ar: Die Zahl der Toten ebenso wenig wie die der Überlebend­en in den Notunterkü­nften. Unklar ist ferner, ob sich noch immer Menschen in den überflutet­en Gebieten befinden und wie viele Häuser zerstört sind.

Eine Beruhigung der Lage ist nicht zu erwarten, denn die heftigen Regenfälle halten an. Am Mittwoch hat„ Harvey“die Küste von Louisiana erreicht, bis heute dürfte sich der Sturm zu einem Tiefdruckg­ebiet abschwäche­n.

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Es ist immer noch ungewiss, wie viele Menschen in den überflutet­en Gebieten noch Hilfe benötigen
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Unzählige Freiwillig­e kommen nach Houston, um zu helfen
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Viele Menschen haben alles verloren, konnten aber ihr Leben retten

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