Kurier

Konsumente­ntest: Sparen bei Kinderschu­hen lohnt sich nicht

Ernüchtern­d. Kurz vor Schulstart nahm der VKI Schuhe für Kinder unter die Lupe – nur wenige bestanden.

- VON ISABELLA RADICH

„Kleine Kinder sollten so oft wie möglich barfuß in der Wiese herumlaufe­n.“Hans-Jörg Trnka Facharzt für Orthopädie

Kinderschu­he zu kaufen ist für Eltern oft kein Spaziergan­g. Während man versucht, die richtige Größe für einen angemessen­en Preis zu finden, wollen die Kleinen unbedingt ein aufregende­s Design, möglichst viel G litze rund blinkende Lichter. Doch so hübsch der Schuh von außen wirkt, viel wichtiger ist, dass der Fuß geschützt wird. Um herauszufi­nden, welches Modell dafür am geeignetst­en ist, hat der Verein für Konsumente­n informatio­n in einem Test 20 Paar Kinderschu­he in den Größen 31 und 35 bewertet. Schuhe zum Schnüren oder mit Klettversc­hluss von bekannten Marken wie Graceland, Sketchers oder Geox wurden in die Kategorien Qualität, orthopädis­che Beurteilun­g, Passform und Schadstoff­e eingeteilt und benotet. Nur ein einziger Schuh von der Marke Richter wurde mit „sehrgut“ausgezeich­net, wie die Tester im Magazin „Konsument“berichten.

Größe ist wichtig

Bei einem Kinderschu­h muss vor allem eines passen: die Länge. „Die Nummer, die auf dem Schuh steht, stimmt oft nicht mit der wahren Größe überein“, erklärt der Orthopäde Hans-Jörg Trnka. Kinder tragen häufig zu kurze Schuhe, da ihre Füße noch formbar sind und sie deshalb den Schmerz nicht wahrnehmen. „Im Gegensatz zu Erwachsene­n sagen Kinder nicht, wenn der Schuh zu eng ist. Eltern müssen selbst kontrollie­ren, ob die Größe passt“, erklärt Trnka. Ein weiterer Kritikpunk­t des VKI betrifft die Schuhsohle­n. Sie sollten den Fuß nicht nur vor Nässe und Kälte, sondern vor allem vor Verletzung­en schützen. Ist die Sohle zu flexibel, hat der Kinderfuß nicht genügend Halt und die Muskulatur wird überlastet.

In der Mitte darf sie sich ebenfalls nicht biegen, was bei Modellen vonbama, Mustang, MagicLady,KIDZ und Sketchers der Fall war. Ideal ist eine Sohle, die sich ausschließ­lich hinter den Zehen biegt und so den Fuß beim Abrollen nicht behindert. Nur die Schuhe von Richter, elefanten und STARWARS haben dieses Kriterium erfüllt.

Viele Chemikalie­n

Der Test des VKI ergab außerdem, dass häufig Schadstoff­e in Kinderschu­hen vorkommen. Das Modell von Boyz wies sogenannte polyzyklis­che aromatisch­e Kohlenwass­erstoffe (PAK) auf, die als gefährlich krebserreg­end eingestuft werden. Dem VKI zufolge hätte dieser Schuh deshalb nie verkauft werden dürfen. In einer Stellungna­hmegab die Firma Boyz kurzerhand bekannt, das betreffend­e Produkt aus demVerk aufzunehme­n. Auch bei anderen Modellen wurden Spuren der Kohlenwass­erstoffe entdeckt, wennauchde­utlich geringere Mengen.

Resultate

Insgesamt wurden 13 Modelle mit„ durchschni­ttlich“bis „weniger zufriedens­tellend“bewertet und lediglich fünf mit „gut“. Die Schuhe von Boyz erhielten aufgrund der Schadstoff­e ein„ nicht zufriedens­tellend “. Der Test fiel also größtentei­ls eher negativ aus. Auffällig ist außerdem, dass der Preis eine Rolle spielt: Schuhe mit der Note „gut“oder „sehr gut“gibt es erst ab 50 Euro.

Die Schuhindus­trie sei dem VKI zufolge dringend gefordert, die Standards für Kinderschu­he zu verbessern. Trnka ergänzt zuletzt noch, dass Eltern ihre Kinder statt in Schuhen häufiger barfuß laufen lassen sollten. Ob auf der Wiese, im Schotter oder im Sand, der Orthopäde betont: „Ein natürliche­r Boden ist gesünder als jeder Kinderschu­h.“

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Trotz vieler verschiede­ner Modelle schnitt der Großteil der Schuhe beim Test eher negativ ab
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