Kurier

Kern attackiert Kurz: Großspende an SPÖ „vorsätzlic­he Unwahrheit“

Parteispen­den-Streit. Kanzler nimmt im KURIER-Interview VP-Boss direkt ins Visier. Experte macht für „echte Transparen­z“mobil.

- VON PETER TEMEL

Vier Tage nach dem ORFSommerg­espräch sorgt ein im hitzigen TV-Gespräch von ÖVP-Chef Sebastian Kurz geäußerter Vorwurf immer noch für heftige Aufregung: Weil Kurz bislang unbelegbar behauptete, die SPÖ habe eine Wahlkampfs­pende über 100.000 Euro vom BauRiesen Hans-Peter Haselstein­er erhalten, erwägen die Roten nun weiterhin eine Klage. „Es ist eine Behauptung, die zutiefst unwahr ist“, sagte Kanzler und SPÖ-Chef Kern zum KURIER – ob er kla gen werde, wisse der Kanzler aber noch nicht: „Darüber muss man diskutiere­n.“Nun wolle er einmal die Reaktion der ÖVP abwarten. Nachsatz: „Klagen sind in der Politik kein gutes Mittel, aber ich kann nicht akzeptiere­n, wenn jemand vorsätzlic­h die Unwahrheit sagt.“

Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser fährt noch schärfere Geschütze auf: „Von sich selbst zu behaupten, man pflege einen neuen Stil, und dann abstruse Anschuldig­ungen zu erfinden, ist unmoralisc­h und unehrlich“, tönt der SPÖ-Landeschef. Kurz habe gezeigt, „dass er keine Skrupel hat, wenn es um eigene Machtinter­essen geht“, so Kaiser – der Kurz auffordert­e, seine Aussagen zurückzune­hmen und sich öffentlich zu entschuldi­gen. Das ist bisher nicht passiert.

Hubert Sickinger, Experte für Parteienfi­nanzierung, hält es für nicht nachvollzi­eh- bar, warum NEOS-Unterstütz­er Haselstein­er für die SPÖ spenden sollte. Das von Kurz im ORF angesproch­ene Problem, dass Großspende­r auch Vereine finanziere­n können, die im Wahlkampf mitmischen, sei aber tatsächlic­h eine „Lücke im Parteienge­setz“. Heute stellen Sickinger und weitere Mitstreite­r die Plattform „Echte Transparen­z“vor. Fünf Jahre nach Verabschie­dung des Transparen­z- gesetzes zieht man Bilanz und fordert die Behebung von Konstrukti­onsfehlern.

„Alle Formen von Parallelka­mpagnen, ob das jetzt Lobbygrupp­en sind, Personenko­mitees oder Kampagnen parteinahe­r Organisati­onen, sollten, wenn das einen bestimmten Schwellenw­ert überschrei­tet, genauso ihre höheren Spenden offenlegen“, fordert Sickinger im KURIER-Gespräch. Außerdem sei der Schwellenw­ert von 50.000 Euro für die sofortige Offenlegun­g einer Parteispen­de vor dem Rechnungsh­of „viel zu hoch“. Sickinger: „10.000 Euro wären angemessen­er.“Eine direkte Einsichtna­hme des Rechnungsh­ofes hält er für sinnvoll, aber wichtig wäre Sickinger vor allem ein Punkt: „Dass Spendenwäs­che, das vorsätzlic­he Verschleie­rn von Großspende­n und das Umgehen der Rechenscha­ftspf licht, ein strafrecht­liches Delikt wird.“

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Eine unbedachte Aussage Kurz’ über eine vermeintli­che Haselstein­er-Spende für die SPÖ nützt Kanzler Kern für weitere Gegenangri­ffe
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Politikwis­senschafte­r Sickinger: „Verschleie­rn“strafbar machen

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