Kurier

Doskozil probt Grenzschut­z mit Ost-Staaten

Migration. Minister prescht vor und übt mit Soldaten einer Ost-Allianz den Schutz der Balkanrout­e

- – KLAUS KNITTELFEL­DER

Zwei Jahre ist er her, der große Flüchtling­sstrom nach und durch Österreich. Nun will Verteidigu­ngsministe­r Doskozil (SPÖ), damals burgenländ­ischer Polizeiche­f, mit fünf östlichen Nachbarsta­aten militärisc­he Vorkehrung­en treffen, damit eine derartige Fluchtbewe­gung nicht noch einmal ungebremst geschieht: Vom 11. bis 15. September – vier Wochen vor der Nationalra­tswahl – reisen laut Informatio­nen des KURIER Soldaten aus Tschechien, Ungarn, Slowenien, Kroatien und der Slowakei nach Österreich, um am Truppenübu­ngsplatz Allentstei­g eine gemeinsame Grenzschut­zübung abzuhalten. Tschechen und Ungarn sind mit rund 160 Soldaten dabei, die anderen Länder werden zumindest Beobachter entsenden. Aus Österreich nehmen etwa 2200 Soldaten teil, geleitet wird die von Doskozil initiierte Übung vom heimischen „Kommando Schnelle Einsätze“.

Ziel der Übung, in deren Fokus Grenzmanag­ement, logistisch­e Unterstütz­ung und Grenzraumü­berwachung stehen: Sollte es zu einem neuerliche­n Ansturm über die Balkanrout­e kommen, müssen die Länder abgestimmt sein, um rasch ein Grenzmanag­ement an der Balkanrout­e hochfahren zu können. In den vergangene­n zwei Tagen wurden in Wien rechtliche Rah- menbedingu­ngen für die Assistenze­insätze im Zusammensp­iel mit der Polizei in den jeweiligen Ländern abgeklärt.

In EU Fakten schaffen

Es sei klar, sagt Doskozil zum KURIER, dass sich ein Jahr wie 2015 nicht wiederhole­n dürfe: „Deshalb übt das Militär, das einen wesentlich­en Beitrag zur Eindämmung der illegalen Migration leistet, gewisse Szenarien.“Schließlic­h kommen wieder mehr Migranten über die nicht gänzlich abgeriegel­te Balkanrout­e, die Ankünfte in Griechenla­nd sind gestiegen – „und niemand weiß, wie es mit dem Türkei-Deal weitergeht“, so Doskozil. Es sei zu beobach- ten, dass sich immer mehr Schlepper alternativ­e Fluchtwege im Osten suchen. Mit Doskozils Vorpresche­n will man in der EU „Fakten schaffen“, heißt es aus dem Verteidigu­ngsressort. „Weil die EU immer noch keine zivil-militärisc­he Außengrenz­schutzmiss­ion etabliert hat, müssen wir regional kooperiere­n, um im Fall des Falles vorbereite­t zu sein“, richtet der Verteidigu­ngsministe­r Brüssel aus.

Ungarns Premier Orban fordert indes 400 Mio. Euro von der EU – die Hälfte der Kosten für Bau und Betrieb der Sperranlag­en an der Südgrenze. Die EU-Kommission will die Forderung überprüfen.

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