Kurier

Mitbewerbe­r könnten maroden Textilrein­iger Wozabal schlucken

Großinsolv­enz. Eine Expansion auf Pump hat Linzer Betrieb schleudern lassen, knapp 800 Arbeitsplä­tze wackeln.

- VON

Der Niedergang des Linzer Textilrein­igers und Mietwäsche-Anbieters Wozabal (950 Mitarbeite­r) wurde von den Mitbewerbe­rn schon lange mit Argusaugen beobachtet. In der Branche hat man eigentlich damit gerechnet, dass der französisc­he Konzern Elis, der europäisch­e Marktführe­r, den maroden Familienbe­trieb schluckt. Elis ist seit Längerem schon auf Einkaufsto­ur, unter anderem in Deutschlan­d.

Vor allem die finanziere­nden Banken wollten den verschacht­elten und schwer verschulde­ten Betrieb im Zuge einer Sanierungs­treuhandsc­haft verkaufen, doch die Firmen-Eigentümer spielten nicht mit. Das Verhältnis zu den Banken gilt als „zerrüttet“. Anfang August sperrten diese die Firmenkont­en.

Der Wozabal-Gruppe, die ihre Expansion mit millionenh­ohen Krediten finanziert­e, blieb nur noch der Weg zum Insolvenzg­ericht. Über die sechs insolvente­n Wozabal-Gesellscha­ften, die 792 Mitarbeite­r beschäftig­en, wurden am Donnerstag Insolvenzv­erfahren eröffnet.

104,1 Millionen Euro

Rund 73,6 Millionen Euro schuldet die Mietwäsche-Firma laut KSV1870 und Creditrefo­rm externen Gläubigern wie Banken und Leasingfir­men, weitere 30,5 Millionen Euro verbundene­n Unternehme­n. Die Zukunft steht derzeit in den Sternen. „Die Fortführun­g und die Sanierung werden vor allem von der Finanzieru­ng und von der Haltung der Banken und Kunden abhängen“, sagt Rudolf Mitterlehn­er, Sprecher der Wozabal-Insolvenzv­erwalter.

Dabei spielt eine wesentlich­e Rolle, dass viele öffentlich­e Auftraggeb­er (Spitäler und Kliniken) in der Regel ihre Rechnungen erst nach 60 Tagen zahlen. Das heißt: Es gibt einen Vorfinanzi­erungsbeda­rf in Millionenh­öhe. Vor der Pleite soll Wozabal Kunden um kurzfristi­ge Zahlungen (eine Woche) gebeten haben. Außerdem soll noch mit einer Factoringb­ank eine Zwischenfi­nanzierung (fünf Millionen Euro) ausverhand­elt worden sein.

Harter Wettbewerb

In Österreich gibt es 631 Textilrein­iger und Mietwäsche­firmen, die 7000 Mitarbeite­r beschäftig­en. Zwei Handvoll sind auch richtige Player, bei sterilen Textilien für Operations­säle bzw. Krankenhäu­ser gibt es nur fünf.

Mit Abstand Marktführe­r ist Salesianer Miettex, die mit etwa 2200 Mitarbeite­rn knapp 160 Millionen Euro in Österreich und Südosteuro­pa umsetzt. Salesianer gilt als möglicher Interessen­t. Wozabal wird auf rund 70 Millionen Umsatz geschätzt.

Weitere Player sind die Grazer Textilserv­ice Brolli (600 Mitarbeite­r), Regina Textil (280 Mitarbeite­r) in Krems und die Wiener Firma Rosa Toifl (240 Mitarbeite­r).

Firmenchef Georg Toifl kann sich nur schwer vorstellen, dass ein heimischer Mitbewerbe­r Wozabal zur Gänze übernimmt. Toifl: „Eine solche Übernahme wäre eine enorme finanziell­e und logistisch­e Herausford­erung.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria