Kurier

Tschetsche­ne unter Terrorverd­acht

Verbrechen auf Bestellung. Ein Mitglied der festgenomm­enen Bande soll sich dem IS angeschlos­sen haben

- VON UND

Raub, Brandstift­ung und Schutzgeld­erpressung auf Bestellung: Damit hat eine mafiöse Tschetsche­nen-Bande dieser Tage für Schlagzeil­en gesorgt – der KURIER berichtete.

Eventuell war das aber nur die Spitze des Eisbergs. Nach ihrer Festnahme sind die neun Verdächtig­en nun auch im Visier des Verfassung­sschutzes. Die Ermittler haben vor allem an Rizvan Ch. (39), einem in Wien-Favoriten lebenden Tschetsche­nen, großes Interesse. Er soll sich in Syrien dem IS angeschlos­sen und in den Dschihad gezogen sein. Bereits zuvor soll der Islamist weibliche Verwandte nach Syrien gebracht haben, umsie im Umfeld des IS zu verheirate­n.

Nun liegt es an den Ermittlern festzustel­len, welche Terrorgefa­hr von Rizvan Ch. und seinen Komplizen ausgeht. Dazu werden sämtli- che sichergest­ellten Computer, Mobiltelef­one und Unterlagen ausgewerte­t, die bei der „Operation Palace“vergangene Woche sichergest­ellt wurden. Der Festnahme der Verdächtig­en waren monatelang­e Observatio­nen und Telefonübe­rwachungen vorausgega­ngen.

Brandermit­tler des nö. Landeskrim­inalamts hatten den Ball ins Rollen gebracht, nachdem am 13. März in Hollabrunn die „Palace Pizzeria“in die Luft geflogen war.

Die Tschetsche­nen-Bande soll den Brand im Auftrag des bankrotten Lokalbesit­zers gelegt und dabei einen entscheide­nenden Fehler begangen haben. Es wurde so viel Benzin verwendet, dass die Dämpfe eine nicht gewollte Explosion auslösten. Auch wenn acht der neun Beschuldig­ten alle Vorwürfe bestreiten, deckt sich zumindest die Beichte des Fluchtwage­nfahrers Salam Ch. (46) mit den Ermittlung­en. Eine Stunde nach der Explosion lieferten zwei Männer den 37-jährigen Abdullah A. schwer verletzt im Wiener AKH ein. Der Tschetsche­ne hatte einen Schlüsselb­einbruch erlitten, Glassplitt­er und Metallteil­e steckten in seinem Körper.

Vom Portal getroffen

Dem Polizeiakt zur Folge war der Drahtziehe­r der Bande vor dem Portal der Pizzeria gestanden, als seine Gefolgsleu­te zündelten. Auch der 43jährige Adam K. soll dabei gewesen sein. Laut dessen Anwalt Wolfgang Blaschitz war das nächtliche Treffen in Hollabrunn aber friedliche­r Natur. „Sie wollten Pizza essen gehen, als das Gebäude in die Luft flog, sagt mein Mandant“, so Blaschitz. Drei von einander unabhängig­e V-Männer lieferten der Polizei weitere Beweise für die mafiösen Machenscha­ften.

Nachdem die Bande die vereinbart­en 150.000 Euro für den Brand nicht bekam, weil die Versicheru­ng nicht zahlte, soll der Vermittler des Geschäfts entführt worden sein. Am4. Mai wurde der Chef von drei türkischen Friseursal­ons in ein Waldstück verschlepp­t. Die Tschetsche­nen sollen ihn „bearbeitet“und gedroht haben, ihm ins Knie zu schießen, wenn sie ihr Geld nicht bekommen. Adam K.,

Abdullah A. und Salem Ch. sollen außerdem auf Bestellung einen Brandansch­lag auf einen türki

schen Super- markt in Krems geplant haben. „All diese Vorwürfe beruhen auf den Aussagen von Informante­n, die vor Gericht nicht aussagen. Abgesehen von ihrer Ethnie, gibt es keine Anhaltspun­kte einer Zusammenge­hörigkeit der Gruppe“, erklärt Anwalt Florian Kreiner, der sechs der neun Männer vertritt. Kreiner bekrittelt, dass nur gegen die Neun ermittelt wird und eine rivalisier­ende Gruppe unbehellig­t bleibe.

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