Zwei Tote nach Absturz: Fragen noch offen, Ministerium will Endbericht veröffentlichen
Tödliche Seilbergung. Nach Unfall mit Hubschrauber am Reichenstein kündigt Sobotka Transparenz an.
Im Gegensatz zu den dubiosen Vorgängen rund um die Abstürze von zwei PolizeiHubschraubern in den Tiroler Achensee und im steirischen Deutschlandsberg wird der Endbericht zum tödlichen Vorfall im Juni am Eisenerzer Reichenstein nicht geheim gehalten. Wie berichtet, riss das Bergeseil und zwei Männer starben, was vermutlich verhinderte, dass der gesamte Hubschrauber mit in die Tiefe stürzte. Innenminister Wolfgang Sobotka kündigte in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Neos nun eine Veröffentlichung des Endberichts an.
Damit zieht das Innenministerium erste Konsequenzen aus dem Skandal rund um geschönte Absturzberichte von Luftfahrzeugen. Die aktuelle Untersuchung wird von der Schweizer Rettungsorganisation Air Zermatt und der deutschen Flie- gerstaffel Oberschleißheim durchgeführt. Laut (kurz nach dem Achensee-Unfall geänderter) Gesetzeslage müssen Untersuchungsberichte eigentlich nicht veröffentlicht werden, wenn Polizeihubschrauber involviert sind.
Doch noch immer sind Fragen offen. So waren die drei Geretteten laut Anfragebeantwortung „unverletzt“. Der Helikopter unternahm offenbar wegen des Wetters mehrere Anflugversuche, um das Trio zu bergen. Um 15.15 Uhr war der Polizei-Helikopter erstmals bei der Unfallstelle, das Unglück passierte erst um 16.40 Uhr. Die relevante Frage ist, ob die Bergung zu riskant war. Wie berichtet, wurden in dem Gebiet laut Meteorologen zwischen 13 und 16.15 Uhr Blitze und Windböen bis zu 80 km/h registriert. Dem widerspricht das Ministerium, laut dessen Untersuchung gab es nur Windspitzen bis maximal 59 km/h. Der „flugbetriebliche Grenzwert liege bei 92 km/h Wind und mehr“.
Untersuchungsstelle
Auch bei der im Visier der Affäre stehenden Untersuchungsstelle im Verkehrsministerium gibt es Neuigkeiten. Der interimistische Leiter, Gerhard Rauniak, wechselt offiziell heute in die Abteilung Rüstungspolitik im Verteidigungsministerium. „Diese Abteilung befasst sich mit allem was mit Rüstung und Bewaffnung zu tun hat, und schaut, was es auf dem Markt gibt“, sagt Sprecher Oberst Michael Bauer. Derzeit läuft das Auswahlverfahren für seinen bisherigen Posten als Chef der Ermittler, den Rauniak noch einige Wochen innehaben wird.
Mit Spannung erwartet wird in der Luftfahrtbranche die Untersuchung des Absturzes des Rettungshubschraubers „Martin 4“auf dem Glockner. Der Pilot soll der Fluglehrer von praktisch allen Ermittlern des Verkehrsministeriums gewesen sein.