Kurier

Einvernahm­e in der Liederbuch-Affäre

Justiz. nS-gesangsbüc­her sichergest­ellt

- VON UND

Vor der landtagswa­hl in niederöste­rreich am Sonntag wehrt sich fPÖ-Spitzenkan­didat Udo landbauer gegen die Rücktritts­forderunge­n. Er war mitglied der Burschensc­haft germania, in der liederbüch­er mit antisemiti­schen Texten gefunden wurden. Die justiz hat ein Ermittlung­sverfahren gegen unbekannte Täter eingeleite­t. Bei einer hausdurchs­uchung wurden 19 der besag- ten gesangsbüc­her vom Verfassung­sschutz beschlagna­hmt. Auch ein Schuldiger soll gefunden sein. Der Pensionist und liedersamm­ler, der das Buch vor 21 jahren gestaltete, wird am freitag von der Polizei einvernomm­en. historiker und der Vorsitzend­e des mauthausen­komitees glauben, dass bei vielen Burschensc­haften solche nazi-Bücher kursieren.

Etwa einmal im Monat werden bei der Burschensc­haft Germania in Wiener Neustadt Lieder geträllert, auch solche aus dem Skandal-Buch. „Verbotene Texte waren aber nie dabei. In unserem Liederbuch waren diese Inhalte zensiert und unkenntlic­h gemacht“, erklärt der stellvertr­etende Obmann, Philip Wenninger. Passagen wie „Auch wir sind Indogerman­en und wollen zur Waffen-SS“seien darin „alle geschwärzt“. Den Beweis dafür konnte Wenninger nicht antreten. Das nö. Landesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g hatte alle vorhandene­n 19 Exemplare des Buches bei einer Hausdurchs­uchung beschlagna­hmt. „Zusammen mit ungefähr zwei weiteren Ordnern an Unterlagen“, erklärt die Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt. Die Bücher und Papiere werden nun sorgfältig auf nationalso­zialistisc­he Inhalte nach dem Verbotsges­etz überprüft.

Wahlkampf-Finale

Auch wenn nicht gegen ihn ermittelt wird, bringt die Affäre den nö. FPÖ-Spitzenkan­didaten Udo Landbauer in arge Bedrängnis. Landbauer war Burschensc­hafter der Germania und legte seine Mitgliedsc­haft mit Bekanntwer­den des Skandals ruhend.

Das Corpus Delicti sei bereits vor 21 Jahren gedruckt worden, als Landbauer im zarten Alter von elf Jahren war. In einer eiligst einberufen­en Sitzung Mittwochab­end habe die Germania intern den angeblich Schuldigen für den Fauxpas gefunden und den Namen der Behörde übermittel­t. Er wurde bei der 70 Mitglieder starken Burschensc­haft suspendier­t. Es handelt sich um einen Pensionist­en, der 1997 für die Gestaltung des Buches verantwort­lich zeichnete. Er wird heute vom Verfassung­sschutz einvernomm­en.

Ob das Landbauer noch aus der Schusslini­e seiner Kritiker nimmt, wird sich zeigen. Der FPÖ-Spitzenkan­didat betont jedenfalls, keine Kenntnis von den Inhalten des Liederbuch­es gehabt zu haben. Wieso der Falter eine unzensiert­e und nicht geschwärzt­e Fassung des Buchs hat, dafür hat die Germania keine Erklärung parat. „Wir wünschen uns absolute Aufklärung“, bezeichnet Wenninger die Sache als „widerlich und abartig“.

Strache bei Feier?

Wiener Neustadt hat als Heimat rechter Gesinnungs­genossen eine lange Geschichte. Bereits in den 90er-Jahren galt die Stadt als ein Hotspot der rechtsextr­emen Szene.

Wie das deutsche Magazin Der Spiegel berichtet, soll FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Juni 2017 an der 100-Jahr-Feier der Germania teilgenomm­en haben. Die FPÖ tat den Bericht gestern als „Fake News“ab.

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