Kurier

„Linksruck“im ÖGB: Katzian kommt als „Signal gegen Rot-Blau“

Rote Chefsessel. Foglar geht, Katzian kommt. Der neue ÖGB-Boss ist klarer Gegner einer Koalition mit der FPÖ.

- VON MICHAEL BACHNER

Das große Personalpa­ket für den ÖGB und die Arbeiterka­mmer nimmt immer konkreter Formen an – wenn es auch noch nicht ganz fertig geschnürt ist. In den nächsten Tagen und Wochen wollen die roten Spitzengew­erkschafte­r so weit sein. Aber: Eine für heute, Freitag, anberaumte Sitzung der Chefs in der den ÖGB dominieren­den Fraktion sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fter (FSG) wurde kurzerhand abgesagt.

Wie der KURIER am Sonntag als Erster berichtete, kommt es sowohl an der Spitze des ÖGB als auch der AK zu einem Wechsel, wenn auch zu keinem echten Generation­swechsel. „Der findet bei uns erst in fünf Jahren statt“, sagt ein Gewerkscha­ftsinsider.

So folgt Wolfgang Katzian (61) auf ÖGB-Präsident Erich Foglar ( 62). Trotz anderer Kandidaten führte an Katzian kein Weg vorbei. Er ist seit 2005 Chef der GPA, der größten Teilgewerk­schaft im ÖGB. Und er ist seit 2009 auch FSGChef und sitzt als solcher im Nationalra­t. Bei der Wahl kandidiert­e er auf Platz drei der SPÖ-Bundeslist­e.

Im Juni auf dem ÖGB-Bundeskong­ress wird der Wechsel vollzogen. Kenner sprechen von einem „Linksruck“. Katzian sei definitiv ein „Signal gegen Rot-Blau“.

Foglar, der sich für eine Öffnung gegenüber den Freiheitli­chen ausgesproc­hen hat, zieht sich in das Privatlebe­n zurück. Katzian, nebenbei Präsident der Austria Wien, ist ein bekennende­r Gegner der Blauen. Eine denkbare rotblaue Koalition im Bund hat er schon 2015 als „schweren Fehler“bezeichnet. Katzian damals zum profil: „Alles, wofür die FPÖ steht, ist mit unseren Grundwerte­n unvereinba­r.“An dieser Haltung hat sich nichts geändert.

Noch nicht fix entschiede­n ist, wer Katzian als FSG-Chef nachfolgt – ein Posten der realpoliti­sch fast noch mächtiger ist, als der ÖGB-Präsident. Denn: Sechs von sieben Teilgewerk­schaften im ÖGB werden von der roten FSG dominiert. Nur die Beamten wählen mehrheitli­ch schwarz. Außerdem finanziere­n die FSG-Beiträge die SPÖ mit.

Als Favorit für den FSGChefses­sel gilt Metaller-Boss Rainer Wimmer (62). Er soll eine eher pragmatisc­he Haltung gegenüber den Blauen haben. Der Oberösterr­eicher ist seit 2009 Chef der einf lussreiche­n Teilgewerk­schaft, verlor aber bei der Wahl sein Nationalra­tsmandat. Als Katzian-Nachfolger in der FSG würde Wimmer wieder ins Parlament einziehen.

Dort sitzt bereits BauHolz-Gewerkscha­ftschef sef „Beppo“Muchitsch. Der Steirer (51) gilt als klarer Verfechter von Rot-Blau, will aber lieber im Parlament bleiben als „knallharte Opposition­sarbeit in der FSG“zu machen, wie es in seinem Umfeld heißt. Nur noch Außenseite­rchancen hat Eisenbahne­r-Gewerkscha­fter und Vida-Chef Roman Hebenstrei­t (46).

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Alter und neuer Präsident im ÖGB: Erich Foglar geht im Juni, Spitzengew­erkschafte­r und Austria-Präsident Wolfgang Katzian (re.) folgt nach
 ??  ?? Wer wird FSG-Chef? Favorit ist Metaller-Boss Rainer Wimmer (re.). Noch nicht ganz aus dem Rennen sind Josef Muchitsch (Bau-Holz) und Eisenbahne­r-Gewerkscha­fter sowie Vida-Chef Roman Hebenstrei­t (li.)
Wer wird FSG-Chef? Favorit ist Metaller-Boss Rainer Wimmer (re.). Noch nicht ganz aus dem Rennen sind Josef Muchitsch (Bau-Holz) und Eisenbahne­r-Gewerkscha­fter sowie Vida-Chef Roman Hebenstrei­t (li.)
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Gewerkscha­fterin und Wiener Gemeinderä­tin: Barbara Teiber (40) soll nach Lore Hostasch die zweite Frau an der Spitze der GPA werden
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