Vranitzky für Signal gegen Rot-Blau
Wer wird Wiener SPÖ-Chef? Alt-Bundeskanzler verlangt im KURIER-Interview „klare Abgrenzung von der FPÖ“
Franz Vranitzky, der von 1986 bis 1997 SPÖ-Bundeskanzler war, befürwortet, dass nun in Wien erstmals zwei Kandidaten – Andreas Schieder und Michael Ludwig – für das Amt des Wiener SPÖ-Chefs kandidieren: „Ich glaube, man sollte sich in der Demokratie nicht vor neuen Wegen schrecken. Bisher gab es zwar keine Kampfabstimmung um den Vorsitz der Wiener Partei. Aber ich glaube nicht, dass das alte Sprichwort immer gelten muss, ’Das haben wir noch nie so gemacht, und da könnte ja jeder daherkommen’.“
Für Vranitzky unterscheiden sich die beiden Kandidaten formal kaum: „Beide sind Sozialdemokraten, beide Wiener Politiker, beide von der Nachfolgegeneration. Der Generationswechsel ist ein wesentlicher Aspekt.“
Abgrenzung zur FPÖ
Aber inhaltlich? Vranitzky: „Für mich ist wichtig, insbesondere mit Blick auf die vergangenen 48 Stunden, dass es eine wirklich klare Abgrenzung von der FPÖ geben muss und eine Festlegung, mit der FPÖ auch keine Regierung zu bilden“, spielt der ehemalige Regierungschef auf die Causa Landbauer
an. „Das Ganze kann ja niemanden, der sich ein bisschen in der Innenpolitik auskennt, überrascht haben. Wir haben leider diesen braunen Bodensatz in der Politik, der nicht sehr groß, aber vorhanden ist. Und der spannt sich vom Sager Jörg Haiders über die „ordentlichen Beschäftigungspolitik“der Nazis bis zur siebenten Million. Wir haben das in der Vergangenheit immer wieder erlebt und können uns kaum berechtigte Hoffnung machen, dass es damit zu Ende ist.“
Zurück zur Wahl des Wiener SPÖ-Chefs: „Ich erwarte mir vom neuen Wiener SPÖChef auch eine aktive und offene Europapolitik, das ist auch für eine europäische Hauptstadt ganz wichtig.“
Als klare Tendenz für Schieder will Vranitzky seine Aussagen nicht verstanden wissen, aber: „Ich spreche keine Präferenz aus bezüglich der Person, aber eine Präferenz bezüglich der Inhalte.“