Experte: „Jetzt beginnt auf den Buden das große Ausmisten“
Skandalbuch. Das Liederbuch der Germania, ein Einzelfall?
Sicher nicht, sagt der Publizist und Antifaschist HansHenning Scharsach. „Es werden noch viele ähnliche Geschichten rauskommen“, sagt er; denn in vielen Burschenschaften gebe es ähnliche Texte. Willy Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees, stimmt dem zu: „Auf den Buden beginnt jetzt das große Ausmisten.“
„Spitze des Eisbergs“
Auch das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands befürchtet, dass der Fall Germania „nur die Spitze des Eisbergs darstellt“, wie Forscher Bernhard Weidinger sagt. Ähnliches sei ihm in dieser Heftigkeit zwar seit Langem nicht untergekommen, dies zeige aber, dass es in den Burschenschaften ein „bisher unterschätztes neonazistisches Potenzial“gebe.
Erinnerung weckt der aktuelle Fall jedenfalls an eine Causa, die ein paar Jahre zurückliegt. Die Wiener Olympia – in der die blauen Abgeordneten Martin Graf, Norbert Nemeth und Harald Stefan Mitglieder sind –, hatte 2003 vor dem WKR-Ball den Deutschen Michael Müller eingeladen. Kritik setzte es, weil Müller ein Neonazi-Liedermacher ist, dessen Repertoire für eine Umdichtung eines Udo-Jürgens-Liedes berüchtigt ist: „Mit 6 Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis 6 Millionen Juden, da ist der Ofen an“, heißt es da.