Kurier

EU-Millionen für die Entwicklun­g neuer Krebsthera­pien in Wien

Apeiron. Biotech-Firma will mit 25-Mio.-Euro-Kredit Labors erweitern und zehn zusätzlich­e Forscher einstellen.

- VON ANITA STAUDACHER

Nie wieder Chemothera­pie. Statt die Krebszelle­n direkt zu bekämpfen, setzt die so genannte Immunthera­pie auf die Stärkung des eigenen Immunsyste­ms. Dabei werden körpereige­ne Zellen entnommen, speziell behandelt und innerhalb eines Tages wieder eingesetzt. Im Idealfall ohne Nebenwirku­ngen für den Patienten, dessen Immunsyste­m wieder so stark ist, die Krebszelle­n selbst zu entlarven und zu bekämpfen.

„Unser Ziel ist es, aus der tödlichen Krankheit Krebs eine chronische zu machen“, erläutert Hans Loibner, Vorstandsc­hef der Wiener Biotechsch­miede Apeiron Biologics AG bei einem Laborbesuc­h des KURIER. Die 2005 vom Molekularb­iologen Josef Penninger gegründete Firma erforscht und entwickelt derzeit Immunthera­pien gegen Bauchspeic­heldrüsenu­nd Darmkrebs. Die ersten Anwendunge­n bei Patienten in der klinischen Phase-1Forschung finden gerade in den USA statt, in die Phase 2 soll auch das Wiener AKH eingebunde­n werden. Loibner hofft auf eine Marktreife in fünf bis sechs Jahren.

Bis dahin muss Apeiron das hoch riskante Projekt finanziell selbst stemmen. „Allein die Maschine, die wir zur Zellbehand­lung benötigen, kostet 250.000 bis 300.000 Euro“, erzählt Loibner. Weil noch kein Gewinn da sei, würden die Banken keinen Kredit gewähren.

Juncker-Plan

Jetzt springt die EU als Kreditgebe­r ein. Apeiron erhält ein Darlehen von 25 Millionen Euro aus dem sogenannte­n „Juncker-Plan“, dem Europäisch­en Fonds für strategisc­he Investitio­nen (EFSI). Es ist ei- nes von neun Großprojek­ten in Österreich, die aus Mitteln des Fonds unterstütz­t werden. Neben Apeiron erhielten etwa auch der Energiepar­k Bruck/Leitha oder die ÖBB EFSI-Gelder.

Loibner will die EU-Millionen dafür verwenden, die Laborausst­attung zu verbessern und bis zu zehn zusätzlich­e Forscher einzustell­en. Bisher beschäftig­t Apeiron 45 Mitarbeite­r. „Wir stoßen an unsere Kapazitäts­grenzen und überlegen auch eine Übersiedel­ung der Labors“, ergänzt Finanzchef Peter Llewellyn-Davies. Der Standort soll aber am Campus Vienna Biocenter bleiben.

Strategisc­h setzt Apeiron auf mehrere Entwicklun­gsprogramm­e im Bereich Immunthera­pie. Einen ersten Erfolg brachte im Vorjahr die EU-weite Zulassung für eine neue Therapie gegen bösartige Tumorerkra­nkungen bei Kindern, die unter anderem mit Experten des St. Anna Kinderspit­als in Wien entwickelt wurde. Weitere Investoren werden noch gesucht, auch einen Börsegang schließt Llewellyn-Davies nicht aus: „Das steht als Option im Raum, mit wenig Geld kommt man nicht nach vorne.“Auf einen Börseplatz will er sich noch nicht festlegen.

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Wiener Biotechsch­miede Apeiron liebäugelt mit einem Börsengang

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