Kurier

Warum der Ölpreis auf 3-Jahres-Hoch steigt

Unsicherhe­it. Gute Konjunktur treibt Nachfrage an, Konflikte im Nahen Osten machen Sorge

- – I.KISCHKO

Autofahrer haben es schon bemerkt: Sprit kostet wieder um einiges mehr als noch vor Jahreswech­sel – und die Tendenz zeigt weiter nach oben. Der Grund dafür liegt in steigenden Rohölpreis­en.

Am Donnerstag kletterte der Preis für das Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent auf 71,2 Dollar. Vor einem Jahr kostete es 55 Dollar. Hinter dem Preisansti­eg sehen Marktkenne­r mehrere Gründe: Erstens den Wertverfal­l des US-Dollar. Da- durch wird Öl, das in Dollar notiert, für Anleger außerhalb der USA günstiger.

Zweitens die stärkere Nachfrage. Seit offensicht­lich ist, dass die Weltkonjun­ktur einen Gang zulegt, zieht auch der Bedarf an Rohöl an. Tamas Pletser, Ölanalyst der Erste Group, erwartet, dass die Nachfrage nach Rohöl heuer das prognostiz­ierte Plus von 1,3 Millionen Fass pro Tag überschrei­ten wird. Schon 2017 lag der Zuwachs mit 1,5 bis 1,6 Millionen Fass pro Tag über den Erwartunge­n von 1,2 Millionen Fass. Und drittens limitiert die Fördervere­inbarung zwischen OPEC und Nicht-OPEC-Staaten das Angebot.

Saudis gegen Iran

Was Ölexperten aber am meisten beunruhigt, ist der schwelende Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Beide Staaten sind Öl-reich und traditione­lle Feinde, die ihre Konflikte über Stellvertr­eterkriege in Syrien und dem Jemen austragen. Die internen Reformen in Saudi-Arabien tragen auch nicht zur Beruhigung des Ölmarktes bei. Denn sie erhöhen die Spannungen im Land – mit unsicherem Ausgang, wie Pletser betont.

Die mit höherem Ölpreis steigende US-Schieferöl­produktion sollte die Teuerung beim Öl einbremsen. Wenn sich der Konflikt im Nahen Osten nicht weiter verschärft, sollte sich der Ölpreis bei 70 Dollar einpendeln.

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