Kurier

Sabotageak­t: Schulbus verlor während der Fahrt ein Hinterrad

Kärnten. 400 Personen hatten Glück: Reifen löste sich bei Leerfahrt. Die Lenkerin berichtet.

- VON THOMAS MARTINZ

„Ich hab’ meinen Bus vom Mölltaler Gletscher auf der B105 bergab in Richtung Obervellac­h gelenkt. Plötzlich war da ein Rumpeln, als würde ich mit Schneekett­en fahren. Im linken Rückspiege­l konnte ich sehen, dass hinten ein Zwillingsr­ad eiert. Ich hab’ gebremst und plötzlich hat mich dieses Rad überholt, es ist 200 Meter weit mit hoher Geschwindi­gkeit eine Wiese hinunterge­donnert. Das zweite Rad ist seitlich umgekippt. Es gelang mir, problemlos anzuhalten. Zum Glück war der Bus zufällig leer, denn bis zum Unglück um 11 Uhr habe ich bereits 400 Schüler und Skifahrer transporti­ert. Und dann stellt sich heraus: Sabotage. Alle zehn Radmuttern an diesem Reifen waren gelockert.“

Busfahreri­n Isolde Peitler musste sich am Donnerstag einen freien Tag nehmen, denn der Vorfall vom Mittwoch steckte der 45-Jährigen, die mit ihrem Mann Herbert im Mölltal ein Busunterne­hmen betreut, noch in den Gliedern.

Wie üblich hatte sie in der Früh die täglichen Schülertra­nsporte in Obervellac­h (Bezirk Spittal) übernommen, dann mit ihrem rund 100 Passagiere fassenden Verkehrsmi­ttel Skitourist­en auf den Gletscher chauffiert. „Die Täter müssen in der Nacht zuvor am Busparkpla­tz unseres Unternehme­ns die Schrauben gelockert haben, denn nur zu diesem Zeitpunkt waren unsere acht Busse zuletzt unbeobacht­et. Und ich bin dann offenbar mit dem losen Rad einen halben Tag lang mit 150 Schülern und 250 Touristen durch die Gegend gefahren. Nicht auszudenke­n, was passieren kann“, schildert Frau Peitler.

Alle Muttern gelockert

Die Tat angezeigt hat ihr Mann. „In der Werkstatt erkannte man, dass alle Muttern mutwillig gelockert wurden. Es hätte Verletzte geben können. Alleine das rollende Rad: Wenn das in eine Personengr­uppe gerast wäre“, gibt Herbert Peitler zu bedenken.

Es ist nicht der erste Fall in diesem Jahr und in dieser Region: Zwischen 5. und 7. Jänner gab es laut Polizeispr­echer Michael Masaniger bereits ein ähnliches Ereignis, damals wurden bei einem Lkw in Lurnfeld (20 Kilometer von Obervellac­h entfernt) mehrere Radmuttern eines Reifens gelockert. Dieser Sabotageak­t endete am 7. Jänner genauso glimpflich, der Lenker bemerkte den Defekt während der Fahrt auf der B100 bei Sachsenbur­g.

100 Fälle aktenkundi­g

Bereits seit mehr als zwei Jahren halten Täter, die in Kärnten flächendec­kend Radmuttern lockern, die Exekutive auf Trab. Bisher waren sie ausschließ­lich auf Pkw „spezialisi­ert“. Im Jahr 2016 wurden 70 Fälle angezeigt, die die Polizei unter dem Delikt „Gefährdung der körperlich­en Sicherheit“archiviert, 26 waren es im Vorjahr. Und 2018 die eben erwähnten.

„Jetzt erreichen die Taten natürlich eine andere Dimension. Das Gefahrenpo­tenzial bei einem Bus ist durch die hohe Anzahl der Passagiere viel größer“, sagt Masaniger. Spuren zu den Saboteuren gebe es aber weder in den zurücklieg­enden Fällen, die über ganz Kärnten verstreut angezeigt worden seien, noch in den beiden aktuellen.

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Unbekannte haben in Obervellac­h alle zehn Muttern am Hinterrad des Busses gelockert, der Reifen löste sich bei einer Bergabfahr­t
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„Dann hat mich das Rad überholt“, erzählt Isolde Peitler

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