Kurier

Unser Mann bei den Grammys Jurymitgli­ed.

Der Österreich­er Eric Spitzer-Marlyn ist am Sonntag bei der Preisverle­ihung live dabei

- VON

Der Madison Square Garden im Herzen von Manhattan ändert fast täglich sein äußeres Erscheinun­gsbild. Wenn die New York Rangers keine Tore schießen und die New York Knicks keine Körbe werfen, dann ist Showtime! So wie am kommenden Sonntag, wenn in „The Garden“zum 60. Mal die begehrten Grammy Awards an Musiker in 84 verschiede­nen Kategorien verliehen werden.

From Waldvierte­l

Mittendrin als Juror auch ein österreich­ischer Musiker aus dem 828-Einwohner-Ort Altenburg im Bezirk Horn. „Für mich eine sentimenta­le Story,“gibt Eric Spitzer-Marlyn dem KURIER telefonisc­h durch, während er mit seinem jüngeren Sohn bei minus sechs Grad Celsius über die 8th Avenue spaziert.

Für den Sohn einer Wiener Schauspiel­erin, die während der NS-Zeit in die USA emigrieren musste, ist der Big Apple eine wichtige Station in seinem Leben. Eric SpitzerMar­lyn hat in den 1980erJahr­en in der Hitfactory für Musikerleg­enden wie John Lennon, Yoko Ono oder Paul Simon gearbeitet. „Ich habe von der Crew heute noch viele Freunde in New York.“

Am Sonntag ist er bei der Verleihung der Musikerpre­ise zum dritten Mal live dabei. Seit August hat er sich Hunderte Musikvideo­s „reingezoge­n“. Kein Wunder, denn für jede Kategorie wurden fünf Nominees vor-ausgewählt. „Doch ich habe nicht alle bewertet“, gesteht der Juror. „Weil mir zum Beispiel die Kategorie Christian Music am A vorbeigeht und es wenig Sinn macht, wenn ich klassische Musik bewerte.“

Der 65-Jährige ist heute älteren Semestern noch ein Einer von 13.000 Begriff: Als Eric gewann er im Jahr 1970 mit seinem Song „Returned to Italy“in Österreich die Showchance. „Ich weiß nicht warum, aber bald danach hat meine Musik nicht mehr gespielt.“

Go West!

Daher ging er weg von Wien. In München arbeitete er gemeinsam mit Giorgio Maroder und Harold Faltermeye­r, in London mit Albert Hamond. Für Roger Whittaker schrieb er Songs und für den Filmemache­r Werner Herzog machte er den Ton.

Heute ist er selbst in der Kategorie Weltmusik anzusiedel­n. Mit seiner Ehefrau Lisa Stern, der Vokalistin Claudia Ulmer und dem Sänger Daniel Maurer tritt er als Marlyn & Stern auf.

Dabei kann er auf eine spannende Lebensgesc­hichte zurückblic­ken: In San Diego geboren, im Hietzing der Nachkriegs­zeit aufgewachs­en. Mit Gymnasiall­ehrern, die ihn mit eiskaltem Blick als „Juden-Buben“abkanzelte­n, hat er sich einen wachen politische­n Geist bewahrt. Mit der Trump-Administra­tion ist er ebenso unglücklic­h wie mit der aktuellen FPÖRegieru­ngsbeteili­gung („die mir ehrlich Angst macht“).

Jetzt aber erst einmal jeden Tag Party! Der Juror erzählt, dass er in seinem New Yorker Hotel erneut unzählige Einladunge­n von nominierte­n Musiker vorgefunde­n hat. Er kennt das Prozedere des Kommerz: „Die Musiker und ihre Schallplat­tenfirmen zahlen die Sause und hoffen auf möglichst gute Beurteilun­gen.“

Gut in Erinnerung ist dem neutralen Beobachter noch die Party der Scorpi- ons, bei der sich die in die Jahre gekommenen deutschen Musiker lautstark darüber beschwerte­n, dass die meisten anwesenden Frauen weit über 23 wären. „Die hatten gedacht, dass sie dort eh niemand verstehen kann, aber ich bin blöderweis­e genau hinter ihnen gestanden.“

Und am Sonntagabe­nd die geballte Power des Mainstream­s: Spitzer-Marlyn, der das Flugticket selbst bezahlt hat, dafür aber im „Garden“freien Eintritt genießt, freut sich schon auf den Auftritt von Pink und ihren Song, den sie über den aktuellen US-Präsidente­n singen will.

Eine Frage der Ehre

Auf die Frage, warum er sich als Juror für ein bis aufs kleinste Detail durchgesty­ltes Millionen-Spektakel engagiert, klingt durchs Telefon auch eine Prise Stolz durch: „Es ist für mich schon eine Ehre, dass meine Meinung hier gefragt ist.“Und wer weiß, vielleicht reicht er ja auch noch einmal seine eigenen Songs ein.

Wer Eric Spitzer-Marlyn mit seiner Band live erleben möchte, kann das am 20. März ab 19.30 Uhr – dann nicht im „Garden“, sondern in der Wiener Sargfabrik.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria