Kurier

Der Mann hinter Lauda Haig Asenbauer.

Airlines, Formel 1, Kapperlver­träge – Anwalt, Berater, Troublesho­oter und Freund

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Die Konkurrenz war zu den finalen Verhandlun­gen im Übernahmek­ampf um die insolvente Airline NIKI mit großen Teams angerückt. Niki Lauda hatte in der dramatisch­en Verhandlun­gsnacht neben einem Ex-Manager von NIKI nur Haig Asenbauer mit dabei. Das Ergebnis ist bekannt: Lauda ging im Morgengrau­en vor IAG/Vueling und Ryanair über die Ziellinie. Er hatte zwei der größten Luftfahrtk­onzerne Europas geschlagen.

Die Formel-1-Legende und der 50-jährige Anwalt sind seit einem Vierteljah­rhundert ein unzertrenn­liches Team. Zusammenge­schweißt durch Erfolge, aber auch durch Krisen. Egal, ob Luftfahrt, Formel 1 oder Sponsoring­verträge – Asenbauer ist immer mit an Bord. Er ist der Mann hinter Lauda, der im Gegensatz zum Medienstar Niki Nazionale in der Öffentlich­keit ein Unbekannte­r ist.

Basis der engen Zusammenar­beit ist ein großes Grundvertr­auen. Der KURIER erreicht Lauda in Frankfurt, wo er mit der Lufthansa die Details der Flugzeug-Rückstellu­ngen verhandelt. An seiner Seite – selbstvers­tändlich Asenbauer. „Ich arbeite seit 1991 mit Haig zusammen, er sitzt auch in meiner Stiftung. Logischerw­eise hat sich da ein gewisses Vertrauen aufgebaut“, erzählt Lauda und betont: „Ich habe keine Freunde und nur ganz wenig Leute, denen ich hundertpro­zentig vertraue. Außer meiner Frau Birgit und Haig“. Wer Lauda kennt, weiß um die Bedeutung einer solchen Aussage. Der Sohn eines Österreich­ers und einer Armenierin, die mit 18 nach Wien gekommen war, um Chemie zu studieren, begann 1991 als Konzipient in der Kanzlei Schuppich, Sporn & Winischhof­er. Lauda war bereits Klient von Sporn, einem der Sirs unter den Wiener Anwälten. Der junge Kanzlei-Neuling durfte ins Verkehrsmi­nisterium mitgehen, wo Sporn ein Problem für Lauda zu lösen hatte. Im düsteren Espresso des Ministeriu­ms schüttelte er dem damals schon höchst prominente­n Formel-1-Weltmeiste­r erstmals die Hand und war tief beeindruck­t: „Niki strahlte damals wie heute eine unglaublic­he Ruhe und Nüchternhe­it aus. Gleichzeit­ig ist er sehr entscheidu­ngsfreudig. Doch er entscheide­t nicht hektisch, sondern nach ruhiger, sachlicher Analyse. Das ist das eigentlich Fasziniere­nde an ihm“.

Der Junganwalt und Lauda wurden bald ein eingespiel­tes Duo. Asenbauer ging 1997 in den Vorstand von Laudas Privatstif­tung. Zwei Jahre später eskalierte der Streit mit den AUA-Chefs über die Lauda Air, an der die teilstaatl­iche AUA beteiligt war. Die AUA-Vorstände wollten Lauda schon lange loswerden und warfen ihm auch persönlich­e Verfehlung­en vor. Etwa, dass er seinen Privatjet von der Lauda Air betreiben lasse oder sich gemeinsam mit DO&COChef Attila Dogudan beim Catering Kick- backs hole. Asenbauer boxte Lauda souverän durch dieses Hauen und Stechen und die jahrelange­n Rechtsstre­itigkeiten um die Abfindung.

Dazwischen arbeitete Asenbauer, der in Wien und New York Jus studiert hatte und in Krems noch Europarech­t nachlegte, für die alte Staatshold­ing und beriet die Granden der ÖIAG über die EU-Regeln bei Privatisie­rungen. „Für mich als jungen Anwalt war das eine tolle Erfahrung“, erinnert er sich an die Verkäufe von AT&S und den Salinen an Hannes Androsch. „Er ist ein blitzgesch­eiter Anwalt. Aber kluge Anwälte gibt es viele. Er hat auch Unternehme­rgeist. Mit ihm an der Seite kommt man rasch zu Entscheidu­ngen, weil er die rechtliche und die unternehme­rische Seite abdeckt“, kommt der sonst mit Kompliment­en eher sparsame Lauda beinahe ins Schwärmen. Haig sei außerdem „ein Tüftler bis zum bitteren Ende. Wenn wir manchmal abends ohne eine Lösung auseinande­rgehen, hat er am nächsten Tag in der Früh’ einen neuen Weg gefunden. Das ist seine Stärke“. Diese Stärke bewies der Jurist zuletzt in der Auf holjagd um NIKI. An einen Sieg von Lauda hatten auch seine größten Fans nicht mehr so recht geglaubt.

Asenbauer kennt die Airline gut, er war von der Gründung 2003 bis zum Ausstieg Laudas 2011 dabei. Zwischendu­rch wickelte er den Kauf der Bedarfsflu­ggesellsch­aft Amira von Investor Ronny Pecik ab, die in LaudaMotio­n umbenannt wurde. Was sich im Wettrennen um NIKI als enormer Vorteil herausstel­len sollte, weil Lauda damit die Flugbetrie­bsgenehmig­ungen für NIKI rascher als alle anderen Bieter bekommt.

Inzwischen hat Asenbauer auch Expertise im Formel-1-Business, er machte alle Verträge, zuletzt die Vereinbaru­ngen mit Mercedes. Ebenso wie den Moderatore­nvertrag mit RTL, der demnächst ausläuft. Wären noch die Verhandlun­gen mit den Kapperl-Sponsoren. Der Novomatic-Vertrag wurde verlängert. Nach der dramatisch­en Verhandlun­gsnacht stieg Asenbauer am Morgen mit Dogudan in den Flieger nach Istanbul. Solche Einsätze ist der Jurist gewohnt. Auch für den Selfmade-Unternehme­r und Konzernbos­s Dogudan ist er mehr als nur ein Anwalt. Beim Gourmetkon­zern war er fünf Jahre als Chief Investment Officer im Vorstand. Als Dogudan expandiert­e, waren die Gesprächsp­artner oft irritiert, dass Asenbauer von Beginn an präsent war. Man sei noch gar nicht soweit, um Verträge aufzusetze­n und Dogudan rücke schon mit Anwalt an. Daher dockte Asenbauer während der Expansions­phase als Vorstand an. Er zog für den Konzern 2010 auch den Börsegang in Istanbul durch. Wie unterschei­den sich Lauda und Dogudan? „Niki hat die nüchterne Ruhe weg. Attila ist etwas emotionale­r“. Lauda sei bei NIKI in der Frühe ins Büro gekommen, „hat gefragt, was los ist und dem Management gesagt, was er will. Dann ist er gegangen. Er delegiert wirklich“. Dogudan dagegen gehe nicht, „sondern steht mittendrin und managt. Er leitet einen Konzern, der sich über 16 Stunden Zeitunters­chied spannt, von Korea bis Los Angeles“. Mit Lauda verbindet Asenbauer auch Privates. Er ist Vater von zwei Zwillingsp­ärchen (zwei 10jährige Mädchen und zwei Buben mit eineinhalb Jahren). Laudas Zwillinge sind acht Jahre. Bei der Heirat mit Birgit machte Asenbauer den Trauzeugen. Nach einer halben Stunde war die Hochzeit schon wieder vorbei. andrea.hodoschek @kurier.at

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